Scissor Sisters :: Magic Hour

Suchen vergeblich ihren Markenkern: Die Scissor Sisters spielen sich auf ihrem vierten Album durch belanglosen Discopop.

Pyrotechnik! Nackte Brustwarzen, umrahmt von (zu) engem Spandex-Dress! Ohnehin, „Wetten, dass ..?“! Trotzdem: Zuletzt taten sich die Scissor Sisters in Deutschland schwer. Der handwerklich untadelig gemachte AOR-Pop-Song „Fire With Fire“, der mittels Fernsehschubkraft eigentlich ein zweites „I Don’t Feel Like Dancin'“ hätte werden sollen, also ein Superhit, versoff vor knapp zwei Jahren irgendwo in den mittleren Regionen der Hitparaden. Da konnte auch Thomas Gottschalk nicht helfen. Und das zugehörige Album Night Work zündete ebenfalls nicht wirklich. Insofern ist Magic Hour für die Scissor Sisters durchaus eine wichtige Platte. Es geht um Besitzstandswahrung, um die Existenz als „große“ Band. Gleichzeitig geht es aber auch, Achtung Phrasenschwein, um die Frischzellenkur. Braucht man bekanntermaßen, und im Falle der Scissor Sisters braucht man dafür etwas Hilfe. Zum Beispiel von Alex „Boys Noize“ Ridha und Azealia Banks, die gemeinsam „Shady Love“ clever Richtung Zeitgeist drücken. An anderer Stelle hat Pharrell Williams an den Reglern gedreht, weite Teile des Albums produzierte wiederum Calvin Harris. Jake Shears selbst diktierte der geneigten Presse unlängst, Magic Hour sei eine „Grab-bag of music“ und damit das genaue Gegenteil vom konzeptionellen Night Work. Klingt jetzt nicht so dolle. Und klingt leider auch nicht so dolle. Gerade zur Mitte des Albums hin verheddern sich die New Yorker in prätentiös in Szene gesetzten Midtempo-Posen, denen jeder Inhalt fehlt und die die Platte doppelt so lange wirken lassen, wie sie eigentlich ist.

Key Tracks: „Shady Love“, „Only The Horses“, „San Luis Obispo“