Scott Weiland & The Wildabouts

Blaster

Ear Music/Edel 27.03.2015

Optimistische drei Sterne gibt der Haudegen seiner fünften Soloplatte auf dem Cover. Ganz so gut sind seine Hard-Rock-Songs leider nicht.

Scott Weilands Diskografie dokumentiert die Zerstörungskraft harter Drogen wie eine dieser Bildergalerien, in denen alte und jüngere Verbrecherfotos von Crystal-Meth-Abhängigen gegenübergestellt werden. Am Anfang ist Weiland ein vor Kraft und Ambition strotzender Künstler. Nach Höhenflügen mit den Stone Temple Pilots folgt 1998 seine erste Soloplatte, 12 BAR BLUES, auf der er seinem Idol David Bowie nacheifert – ein großspuriges, aber hörenswertes Experiment. Danach verschwindet Weiland im Drogensumpf. Rehab, Rückfall, Rehab. In diesem Rhythmus geht es jahrelang dahin.

Seine zweite Soloplatte „HAPPY“ IN GALOSHES erscheint zehn Jahre nach der ersten. Weiland klingt immer noch ambitioniert, aber kraftlos, wie ein Mann, der erst einmal eine Woche durchschlafen sollte. Richtig hässlich wird es 2011: Da veröffentlicht er gleich zwei Platten, das Weihnachtsalbum THE MOST WONDERFUL TIME OF THE YEAR und A COMPILATION OF SCOTT WEILAND COVER SONGS. Beide sind so überflüssig wie die Titel vermuten lassen. Weiland macht keinen Hehl daraus, dass er Geld braucht, um den Unterhalt für seine beiden Ex-Frauen bezahlen zu können. Künstlerische Experimente kann sich der 47-Jährige heute nicht mehr leis­ten. Und weil ihn weder die Stone Temple Pilots noch die ehemaligen Mitglieder von Velvet Revolver zurückwollen, muss er sich nun eben solo durchschlagen – mit möglichst konventionellem Hard Rock für die letzten verbliebenen Fans aus den frühen Tagen.

Auf BLASTER erhebt er das Klischee zur Kür: Er singt Dinge wie „the way she moves“ oder „like a rolling stone“ und kündigt ein Gitarrensolo mit „The man is gonna take you for a ride, hit it!“ an. Die Wildabouts rocken traditionsbewusst im Hintergrund: Zwischen dem Intro zu „Amethyst“ und „Won’t Get Fooled Again“ von The Who gibt es keinen erkennbaren Unterschied. Ein müdes Cover von T. Rex’ „20th Century Boy“ darf selbstverständlich auch nicht fehlen.

Immerhin: BLASTER ist hörenswerter als die beiden Velvet-Revolver-Platten, weil die Songs – so wenig originell sie klingen mögen – zumindest Songs sind und keine bloße Aneinanderreihung unappetitlicher Schweinerock-Riffs. Wirklich große Momente gibt es leider trotzdem nicht. Nur beim traurigen Schluss-Song, „Circles“, blitzt das Charisma des Sängers auf, sein Talent, seine große Stimme. Er könnte immer noch ein Ausnahme-Musiker sein. Schade, dass Weiland in seinem Leben andere Prioritäten gesetzt hat.