Sleater-Kinney

NO CITIES TO LOVE

Sub Pop/Cargo

Knapp zehn Jahre lang musste es ohne dieses Trio gehen, dafür packt einen der Indie-Post-Punk-Rock jetzt umso mehr.

Als es die Band nicht mehr gab, begann es zu schmerzen. Weniger bei den Fans, die erfreuten sich an den anderen Dingen, die da kamen: an Carrie Brownsteins Serienkarriere mit „Portlandia“ und ihrer tollen Band Wild Flag, an Corin Tuckers Soloplatte und an Janet Weiss’ Schlagzeugspiel bei Stephen Malkmus’ Jicks. Die drei Frauen selbst jedoch litten. Mit dem 2005er-Album THE WOODS schien die Geschichte von Sleater-Kinney aus künstlerischen Gesichtspunkten ausformuliert gewesen zu sein. Doch die Künstlerinnen waren noch nicht fertig. Es steckte noch zu viel Energie in dieser Band. Es musste noch was raus.

NO CITIES TO LOVE ist daher weniger ein Reunionalbum, zu dem sich die drei aufraffen mussten, sondern eine Rückkehr aus inneren Zwängen heraus. Und so etwas kann eigentlich nicht schlecht sein. Da muss man nur den Titelsong hören: Es gibt keine Städte, die man liebt. Das Wetter ist es, das man liebt. Nehmt das, Herzens-T-Shirt-Träger dieser Welt. Der Refrain geht ins Ohr, die Musik ist poppig wie Kaugummi – aber ein sehr saurer, der im Magen noch ein bisschen nachbrodelt. „A New Wave“ hat ähnliche Qualitäten: Was man damals Indierock nannte, erkennen wir heute als amerikanisch geprägten Postpunk, das Stück hüpft, als wäre der „Cannonball“ der Breeders ein Flummi, der Refrain würde auch Fleetwood Mac gefallen. Sowieso, diese umwerfenden Refrains! Der von „No Anthems“ schert sich einen Kehricht um den Titel, das Grooveding „Gimme Love“ ist dagegen auf einem Funk-Riff gebaut, das die Band spielt, als bereite sie eine James-Brown-Gedächtnisnacht im wieder geöffneten „CBGB“ vor. Die Spielfreude ist beeindruckend. Die Songs sowieso. Diese Reunion bereitet eine große Freude.