St. Vincent

St. Vincent

Loma Vista/Caroline/Universal (VÖ: 21.2.)

Die unberechenbare Sängerin arbeitet mit mehr Groove und mehr Gitarre auf ihren endgültigen Durchbruch hin.

Diese Annie Clark weiß wirklich, was sie will. Ihr erstes Album als St. Vincent nannte sie 2007 beherzt MARRY ME und jetzt, auf dem Cover ihres selbstsicher betitelten, fünften Albums, posiert sie wie eine Camp-Heilige auf dem Pop-Thron. Es soll jetzt kein Weg mehr an ihr vorbeiführen. Nach Jahren auf dem Indie-Label 4AD veröffentlicht sie jetzt bei einer Major-Plattenfirma. Deshalb – oder dennoch – nimmt die 32-Jährige kein Blatt mehr vor den Mund: „Oh, what an ordinary day, take out the garbage, masturbate“, singt sie zu Beginn in „Birth In Reverse“.

Der Beat ist sehr präsent und erinnert an Prince in DIRTY-MIND-Zeiten. Die Gitarre spielt keine Nebenrolle mehr, sondern fährt ständig kratzig dazwischen. In „Psychopath“ darf getanzt werden, einem sehr eingängigen Ding, in dem es um einen Stalker geht. An anderer Stelle erinnert Clark an Black-Panther-Vorkämpfer Huey P. Newton, der am Ende seines Lebens der Drogensucht anheim fiel und mit 47 Jahren durch den Schuss eines Dealers getötet wurde. Es geht manchmal ganz schön wild zu auf ST. VINCENT. Über einen Mangel an ruhigen Momenten muss man sich dennoch nicht beklagen.

„I prefer your love to Jesus“, singt diese unberechenbare Sängerin herzergreifend im sechsten Stück der Platte und lässt dabei durchscheinen, dass sie gerne mal auf einem Soundtrack von David Lynch auftauchen würde. Noch ist es aber nicht so weit. Erst einmal rückt sie mit ihrem bisher selbstbewusstesten Album dem längst verdienten Durchbruch ein Stück näher. Er scheint zum Greifen nahe: Mit ihrem vorletzten Album, STRANGE MERCY, stand sie 2011 schon auf Platz 19 in den USA, im Jahr darauf konnte sie mit dem LOVE THIS GIANT, ihrem gemeinsamen Album mit Talking-Heads-Legende David Byrne, ihren Bekanntheitsgrad nochmals erhöhen.