Stefan Gärtner – Man schreibt deutsch :: Pop- und andere Kultur: eine Abrechnung.

Endlich knöpft sich einer die aktuellen „Nervensägen, Schreihälse und Größenwahnsinnigen. die Illiteraten, Schmocke und Propagandisten“ aus Feuilleton, Fernsehen, Literatur- und Verlagswesen und der gemeinen Publizistik vor und lässt aus „unserer After- und Schmockkultur“ des besinnungslosen Bejubelns von geistigem Schrott zum Zweck der PR für niedrigste literarische Stammelwerke und dreiste Herrschaftsgesinnung jene Pestluft raus, die einen täglich aus Zeitungsseiten und dem Fernsehkasten anweht. Stefan Gärtner, als „Titanic‘-Redakteur mit den sprachkritischen Standards von Adorno, Karl Kraus, Gremliza und Henscheid bestens vertraut, erledigt sie mit seinem so strahlend eleganten wie notgedrungen unerbittlichen Essay alle: vom raunenden „Bildungsgeck“ Durs Grünbein bis zum „Slam-Kroher“ Michael Lentz, dessen phonetische Lyrismen nachprüfbar nichts anderes als“.der reine Scheiß“, ein“.Abgrund von Sinnleere und Krawall“ sind, und freilich haben, wie in anderen Fällen von inständig forciertem „Stummeldeutsch“ und „Blähjargon“ (Brussig, Jenny, Zeh, Sibylle Berg et al.). Feuilleton und Kulturgremien nichts Besseres zu tun, als den inkontinent Ahnungs- und Stillosen pausenlos die Weihen der „großen Kunst“ zu verleihen. Ja,“.es ist schon altes der reine Zimt“. Sie beherrschen keine Syntax und keinen Konjunktiv, dafür aber allzeit die Bildung von Katachresen, und sie lassen wahrlich keine Phrase und kein Klischee aus, unsere Gegenwartsdichter und Meinungsmeier. Würde Gärtner den versammelten Dummbeuteleien nicht eine komische Wendung nach der anderen abtrotzen, man könnte ob des ganzen Gefasels und Sprachgerümpels grad mal vomieren gehen. Allein, wie lodernd beglückend dieses Buch!