Tasseomancy

Do Easy

Bella Union/[PIAS] Coop/Rough Trade

Dreampop als Wellnessprogramm: Zwei Sirenen spielen mit wohlkomponierten ätherischen Ölen.

„Dead Can Dance & Neil Young“, das erste Stück auf dem neuen Album von ­Sari und ­Romy Lightman, hält, was es im Titel verspricht. Es besitzt den ätherischen Grundton eines Dead-Can-Dance-Songs und stellt im selben Moment einen Folk dar, wie der kanadische Großmeister ihn in den frühen 70ern erschaffen haben könnte – gesungen von einer gewissen Simone Schmidt, die den Part des jungen Young übernommen hat. Was eine kluge Wahl der beiden Sangesschwestern Lightman war: Sie wissen ihre eigenen Schwerpunkte zu setzen, verzaubern ihre weit mäandernden Dreampop-Songs als sanfte Sirenen in einem weiten, elektromagnetisch aufgeladenen Raum.

Für alles andere und Erdung im Speziellen sind die Gäste zuständig: Brodie West (Alt-Sax) und Ryan Driver (Flöte), Johnny Spence (Synthesizer, Piano) und Evan Cartwright (Drums). Diese Songs verstehen sich als dezidiertes Wohlfühlprogramm, über den Albumtitel wird etwas Kultur mitgenommen, da hat jemand William S. Burroughs’ Manifest „The Discipline Of Do Easy“ gelesen und auf die Musik umgeschrieben. Tu die Dinge, die du tust, so einfach und entspannt wie möglich. Songs wie „Claudine“ und „Wiolyn“ folgen dieser Marschroute, sie dürfen sich um den Preis für die New-Age-Weichspülung der Saison bewerben. An anderen Orten tauchen seltsame verzerrte Stimmen und elektronische Fiepser auf, die kurz irritieren, sich aber doch in den Klangfluss einreihen. Irgendwo hab ich auch Meeresrauschen gehört. Und ein paarmal Steel-Drums. Du darfst dich auf all das einlassen, so geht das Zen-Ding der Lightmans, dann wird’s dir ganz leicht im Hier und Jetzt.