The Velvet Underground :: The Velvet Underground – Under Review

Die obsessiven Indie-Pioniere in der historischen Mangel besserwisserischer Spezialisten.

Noch bevor der rund 90-minütige Aufriss über den Werdegang einer der wohl wichtigsten Formationen der Rockhistorie in den DVD-Player wandert, weiß der geneigte Fan: Viel Neues wird es hier nicht zu entdecken geben. Filmmaterial der 1965 von John Cale. Lou Reed, Sterling Morrison und der wenig später Ur-SchlagzeugerAngus Maclise ersehenden Mo Tucker ist ziemlich selten, wenn nicht gar unauffindbar, und befindet sich bis auf wenige Ausnahmen im Besitz der knauserigen Erbengemeinschaft jener verstorbenen Kunst-Ikone, die das Unternehmen Velvet Underground erst möglich machte: Andy Warhol. Der eher wortkarge, auf das Thema Velvets leicht bitter reagierende Cale. vor allem aber der an sich schon auf Journalisten und Konsorten grundsätzlich vergrätzt reagierende Reed fallen als Erste-Hand-Gesprächspartner schon mal flach. Also versammelt sich auf Under Review eine mehr oder minder handverlesene Schar an echten oder selbst ernannten Experten, sprich Rock-Kritikern, um über das Phänomen The Velvet Underground zu plauschen, zu analysieren und wertzuschätzen. Glücklicherweise finden sich aber auch einige wenige frische Interviews diverser echter Zeitzeugen. Etwa die unvermeidliche Mo Tukker. Oder der immer ein wenig unterbelichtet wirkende einstige Cale-Ersatz Doug Yule, der seltsamerweise ab dem dritten Velvet-Album Reed stimmlich so genau kopierte, das keiner der Beteiligten heutzutage mehr so genau sagen, wer was wann, wo und wie gesungen hat. Am vielleicht eindrucksvollsten gerät die Reminiszens ausgerechnet beim sich klar erinnernden ehemaligen Factory-Faktotum, Warhol-Assistenten. Gelegenheits-Velvets-Cover-Gestalter sowie Reed-Sex-und-Drogen-Gespiele Billy Name, einst ein maskulin-dunkelhaariger Beau, heute ein weißbärtiger Schrat mit Guru-Aura. Einige sehr sehenswerte unveröffentlichte Archivfotos und auch Warhol sehe Filmausschnitte aus Endlos-Probe-Sessions der Jahre 1965 bis 1967 mit einer zwar bezaubernd aussehenden, aber wie eine Untote grollenden Nico, alias Christa Päffgen, gilt es übrigens auch noch zu begutachten.