The Wytches

All Your Happy Life

Heavenly/[PIAS] Coop/Rough Trade

Retrorock aus dem Kohlenkeller – garantiert ohne Dekonstruktion.

Wenn irgendwo der Stempel „Toe Rag“ draufpappt, hört der Analog-Addict doppelt gerne hin. Das neue Album der Wytches ist zum Teil in jenem kultisch verehrten Londoner Studio entstanden, wo Billy Childish und Holly Golightly, The Kills und The White Stripes schon aufgenommen haben. Analog klingt zehnmal besser als digital, hat Jack White einmal gesagt, und ganz ähnlich werden die Wytches das auch sehen.

Das inzwischen in Brighton ansässige Trio spielt einen Rock’n’Roll aus dem Kohlenkeller, Psychrock mit Beatles-Anleihen und Indierock-Balladen. Stets ist ein gehöriger Anteil Rock im titelgebenden Happy Life der Wytches vorhanden, das klingt grobkörnig und alt und warm, und manchmal findet die Band sich unversehens in brachialen Momenten, in heftigen Noise-Ausbrüchen wieder, nur um kurz darauf relativ elegant in eine Powerpop-Kurve zu biegen, die, sagen wir mal, auch Alex Chilton schon mal ganz gut genommen hat.

Weil das über die Strecke von elf Songs mit vorbildlicher Haltung und verbrieft mätzchenfrei passiert, ist diese Platte eben doch vollkommen in Ordnung. Sie stellt aber auch keinen Moment lang den alten Affen Rock infrage oder dekonstruiert ihn mit flinken Fingern, wie das eine Generation auch schon wieder längst zitierfähiger Postrocker getan hat. Das glückliche Leben aus dem Albumtitel feiert diese Band vor allem in der Ekstase, aber doch in einem düsteren Raum.