They Might Be Giants

Glean

Lojinx/Alive

Die alten College-Pop-Querdenker nehmen wieder Tempo auf: 15 neue Songs, darunter Hits und Quatsch.

Als They Might Be Giants noch jung waren, rund 30 Jahre ist das nun her, verletzte sich der eine der zwei Johns, John Flansburgh, und konnte einige Tage lang nicht mehr laufen. Weil er und der andere John, John Linnell, gerade ihr Duo They Might Be Giants bekannt machen wollten, hatten die zwei New Yorker eine nette Idee: Anstatt durch die Nachtclubs der Stadt zu tingeln, überspielten sie an jedem Tag ein neues Lied auf das Band ihres Anrufbeantworters. Dann verteilte der John, der noch laufen konnte, Flyer mit dem Werbeaufruf, den anderen John, der zu Hause im Wohnzimmer saß, anzurufen. Nicht, um mit ihm zu sprechen. Sondern um das Lied vom Band zu hören.

„Dial-A-Song“ taufte die Band das Projekt, es war der Startschuss für eine irre Karriere der zwei Johns, die zunächst College-Rock-Helden waren (man denke an spinnerte Songs wie „Ana NG“, die Leadsingle aus ihrem 1988er-Album LINCOLN oder „Birdhouse In Your Soul“, das Pendant aus dem Nachfolger FLOOD von 1990) dann mit „Boss Of Me“, dem Titelstück zur US-amerikanischen Nullerjahre-Sitcom „Malcolm Mittendrin“, einen Grammy abräumten, und auf Disneys Musiklabel mit großem Erfolg sehr anspruchsvolle und wirklich tolle Kinderliederplatten wie Here Come the ABCs und Here Come the 123s veröffentlichten. In all den Jahren haben They Might Be Giants immer wieder neue Dinge probiert, doch jetzt ist Zeit für ein wenig Nostalgie: Vor Kurzem erschien Flood Live In Australia, eine Live-Aufnahme ihrer besten LP, besagtem FLOOD als Gratis-Download auf der Homepage der Band, nun beleben sie das „Dial-A-Song“-Projekt neu: Jede Woche gibt es einen neuen Song auf dem YouTube-Channel der Band. Auf ihrem bislang 17. Studioalbum GLEAN versammeln sie die bisher gelungensten.

Die alten Fans werden jauchzen: Stücke wie das kraftvolle, Weezer-artige „Erase“, das hübsch schunkelnde „Answer“ oder „Unpronouncable“ bieten genau den um die Ecke gedachten College-Pop, für die man die zwei Johns – mittlerweile sind sie je 55 Jahre alt – seit rund 30 Jahren liebt. Die Refrainzeile aus letztgenanntem Stück, „Your name it is unpronounceable, distorted and illegible“, erinnert vielleicht ja auch ganz bewusst an „Ana NG“. Dass auf GLEAN auch ein paar Quatsch-Nummern zu hören sind, kümmert nicht weiter: Das war schon immer so.