Tim Buckley :: My Fleeting House

Rare Fernsehauftritte vom heiligen Lazarus des Folk-Jazz.

Er führte ein turbulent unstetes Leben, blieb ein Unangepasster und starb vor mehr als drei Dekaden mit gerade mal 28 Jahren. Bruchstücke, aus denen sich wie von selbst ein Mythos strickt, sollte man meinen. Zumal seinen talentierten Sohn Jeff, den er nur sporadisch sah, 20 Jahre später ein ebenso früher Tod ereilte. Doch in Amerikas Musikhistorie nimmt Timothy Charles Buckley III mit einer Hinterlassenschaft von neun exzellenten Alben nicht mal eine Fußnote ein. Dort gilt der Sänger, Gitarrist, Pianist und Komponist als ewiger Verlierer der Hippie-Ära. Für Randexistenzen seines Kalibers erübrigt das auf Erfolg erpichte Establishment der Vereinigten Staaten keine Sekunde. So gestalten sich die filmischen Artefakte rar, die erstmals für das 109 Minuten lange Porträt MV fleeting house aus den Archiven längst vergessener TV-Reihen zusammengetragen wurden. Daran ist Buckley selbst nicht ganz unschuldig. Bezeichnete er doch in einem seltenen Interview TV als „the greatlobotomizer“, nutzte das Medium nie als Möglichkeit, seine Werke zu promoten. Gleich drei seiner Weggefährten versuchen Buckleys komplexe Persönlichkeit zu illuminieren: Gitarrist Lee Underwood, Songwriter/ Texter Larry Beckett und Autor David Browne. Aber auch sie können nicht schlüssig erklären, warum ein argloser Teen-Beatnik aus Venice Beach sich binnen drei Jahren zum visionären Kammerjazz-Maestro entwickelte. Einer von Buckleys ersten Auftritten findet sich ausgerechnet in einer Episode der Beatles-Parodie the monkees; der wunderbare „Song To The Siren“. Über „Morning Glory“ rollen blöderweise die End-Credits der BBC-Reihe „Late Night Line-Up“, „No Man Can Find The War“ wird unsanft von einem skeptischen Kritiker aus dem Off unterbrochen. Doch „SingA Song For You“ und „Happy Time“ kommen komplett in einem Live-Set des holländischen Fernsehens. Noch besser sind die Auszüge seiner ultrararen Meilensteine BLUE afternoon und starsailoR: „Come Here Woman“, „I Woke Up“ und „Blue Melody“. Eine kraftvolle Interpretation von Fred Neills „Dolphins“ entsteht 1974 für den OLD GREY WHJSTle test. Rund zwölf Monate später wird dem cleanen Ex-Junkie Buckley ein weißes Pulver zum Schnupfen angeboten, im Glauben, es sei Kokain. Doch handelt es sich um unverschnittenes Heroin.