Tocotronic

Pop Portrait

Pias / Rough Trade VÖ: 03.10.2008

Machen die den Unterschied? Tocotronic haben ihre Lieblings-Songs für die zweite Folge dieser Reihe zusammengestellt.

Was die Lieblingsmusik unserer Pop-Helden über unsere Pop-Helden aussagt? Musikologen werden Entwicklungslinien und Einflussschneisen entdecken, Fans sich freuen oder wundern beim Plattenregale-Checken der Musiker. Wer hört denn jetzt was in der Band? Nichts gegen das Verkaufsprinzip“Neugierde“, nur der Spaß an einer Songsammlung wie pop portrait ist mit dem ersten Hördurchlauf so gut wie vorbei. Natürlich geht’s bei diesen wie ähnlichen Zusammenstellungen um the difference a record collection makes, nachzulesen bei Nick Hornby, nachzuhören auf den zahlreichen under the iNFLUENCE-Alben aus dem anglo-amerikanischen Raum. Die Reihe pop portrait ist das deutsche Pendant dazu. Folge 1 mit Jan Delay war ja schon ganz interessant, jetzt legen Tocotronic mit 17 Tracks ganz interessant nach. Der heiße Scheiß, der übermorgen in deinem Lieblings-Blog auftaucht, hört sich vielleicht anders an, aber mit ihrem Programm lavieren Tocotronic geschickt zwischen den Wieworten „geschmackvoll“, „obskur“ und „radikal“. Dirk von Lowtzow hat Pop-Autoren mit unverwechselbarer Handschrift in die Zusammenstellung gewählt: Justus Köhncke („Was ist Musik?“), Kai Althoff (mit dem grandiosen Workshop-Stück „Scheusalstage“) Stephin Merritt („Washington DC“ von den Magnetic Fields) und Mark E. Smith (der Fall-Oldie“My New House“). Rick McPhail, der in Hamburg gestrandete Amerikaner, zollt den amerikanischen Songskulpteuren Beifall: Stephen Malkmus, Wilco, Sonic Youth. Bei Drummer Arne Zank fiel die Wahl auf einen Track aus dem Cut-and-Paste-Meisterwerk dieses Jahrzehnts, Animal Collectives Sung tongs. Die „Coole Socke“-Nadel des musikexpress geht an Bassist Jan Müller, der ein Lied aus dem Soundtrack des Films „Querelle“ ausgegraben hat, das höchstens noch ein paar Fassbinder-Addicts kennen werden und das ziemlich nach Western-Ballade aus den 50ern klingt. Dazu gibt’s die Herforder 1-Minuten-Punks Aheads und Klaus Beyers rührende „Ballade von Struppi“. Was das alle jetzt über Tocotronic sagt ? Keine Ahnung, aber ich weiß, dass Tocotronics Plattenschränke vor den Geschmacksrichtern der Indie-Gemeinde bestehen werden.

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