Tom Jones – Reload :: Mucho Macho

Ärmel hochkrempeln, noch mal kurz die Goldkette gewienert – und dann aber los, volle Möhre, mit Karacho, bis das Gaumensegel über dem Mikro flattert. Huch, kaum den ersten Satz geschrieben, sind wir auch schon mittendrin im Klischee und… nichts und: das geht schon klar. Denn es handelt sich im Folgenden um Tom Jones, und Tom Jones hat selber feste dabei mitgeholfen, sich in den letzten 35 Jahren in Klischees zu suhlen. Lieder – Lieder über Frauen, Frauen ohne Lieder und überhaupt jede Menge Weiber. Jaja, Tom Jones: Nun ist er 59 und hat mit RELOAD ein Album aufgenommen, das angeblich ein Duett-Album ist. Was stimmt und trotzdem glatt gelogen ist. Denn auf RELOAD singt sich Tom Jones 17 mal in generationsübergreifenden Kombinationen durch Rock- und Pop-Songs – und zwar größtenteils so mit Wumms und Schmackes, daß hinterher klipp und klar ein Gefühl bleibt: RELOAD ist ein Tom-Jones-Album. Nina Persson, die süße Stimme der Cardigans, kratzen wir erst mal von der Studiowand ab, an die sie Jones bei der Arbeit am Talking Heads-Klassiker „Burning Down The House“ gesungen hat. Was nichts daran ändert, daß das Ding ein Hit ist. Eine kleine Enttäuschung ist dagegen Jones‘ Zwiegesang mit Robbie Williams: Lenny Kravitz'“Are You Gonna Go My Way“ ist nun mal definitiv totgenudelt, da können auch Tom und Robbie, das beste Paar seit Popeye und Olivia, nichts mehr reißen. Aber dann: höchst erstaunlich, was der Waliser zusammen mit Neil Hannon, dem Chef von Divine Comedy, leistet. „All Mine“, im Original von Portishead ohnehin ein Panoptikum der düsteren Emotionen, wird von den beiden mit Pathos auf dunkelschwarz gedreht. Nur drei Songs weiter frönt Jones wieder schonungslos dem Hedonismus: Mit dem billigen Beat von MousseT kann er in „Sex Bomb“ ganz prächtig. Und nach ein paar okayen Interpretationen – „Lust For Life“ mit Chrissie Hynde – einigen Geschmacksverirrungen in Sachen Duette (Mick Hucknall, dem Chupa Chups des Plastik-Soul) kommt dann das Highlight der Platte: „Baby, It’s Cold Outside“, ein Song, den auch Dean Martin schon im Repertoire hatte. Eine Machissimo-Schmonzette im De-Luxe-Format, Tom Jones croont mit Catatonia-Sängerin Cerys Matthews um die Wette und gibt nonchalant den eider statesman of womanizing, kommt aber letztlich nicht zu Potte. Da kann der Song nichts für, da ist ganz einfach Cerys vor. Die ist Jones nicht nur eine famose Duett-Partnerin, sie ist ihm Gegnerin. Sollte hier jemand flachgelegt werden: klarer Punktsieg für Cerys Matthews.