Tom Liwa :: Goldrausch

Der Singer/Songwriter entdeckt die Ukulele und die Altersweisheit.

„Blüh‘, meine Heideblume“, singt der Sänger. Oder: „Die Wolken kommen und gehen / Ich bleib‘ am Fenster stehen.“ Wer kann schon so was singen: „Wir schauen den Mond an und schweigen still“. Aber Tom Liwa kann das, ohne dass es peinlich wird oder zum Schlager mutiert. Sonst kann das vielleicht niemand hierzulande, und weil Tom Liwa so gut weiß, wie das geht, kann er sich auf Goldrausch nahezu ausschließlich aufs Singen konzentrieren, das bei ihm oft eher ein Sprechen ist. Denn auf diesem, seinem ungefähr zwölften Solo-Album verzichtet der Flowerpornoes-Chef auf weitgehend alles, was man ein Arrangement nennen könnte. Stattdessen werden Text und Gesang meist nur gestützt von einer einsamen Ukulele, die an die Stelle der klassischen Singer/Songwriter-Akustikgitarre tritt, sich aber in manchem Song trotzdem große Mühe gibt, wie eine zünftige Lagerfeuerklampfe zu klingen. Nur selten setzt ein wenig Perkussion ein oder ein schüchterner Bass. Allein das Cello von Wolfgang Sellner darf sich ab und an gleichberechtigt neben Tom Liwas Stimme schieben, die weniger von Liebe als eher vom Zusammensein erzählt, wenig vom Rausch und viel vom Dasein, und dabei gar nicht mehr so quengelig klingt, wie man sie in Erinnerung hat. Den nebenberuflich als Meditationslehrer tätigen Liwa hat, so scheint es, eine Altersmilde ereilt, die bereit ist, noch im alltäglichsten Alltag ein wenig Glück und Schönheit zu entdecken. Und davon singt tatsächlich niemand so wundervoll wie er.

Key Tracks: „Honig und Laub“, „Lena, Lena“, „Halt Dich fest an mir“