Tony Bennett :: The Complete Collection

Columbia/Sony Music

Eine große Box für einen großen Sänger: Das komplette Lebenswerk der Jazz/Swing/Pop-Legende auf 73 CDs

Sie ist fünf Kilo schwer, hat die Maße 27 x 14 x 14 Zentimeter und enthält nicht weniger als 73 CDs und drei DVDs, die wirklich alles enthalten, was der heute 85-jährige Tony Bennett in seiner sechs Dekaden umfassenden Karriere aufgenommen hat. Angefangen beim „St. James Infimary Blues“, den er während des zweiten Weltkriegs mit der 314. Army Special Services Band einsang, über seine Jahre als dandyhafter Teenie-Star, der auch mal mit den Größen des Jazz auftrat (Count Basie, Duke Ellington), über 30 Hitsingles der Marke „Rags To Riches“, „The Best Is Yet To Come“ und „I Left My Heart In San Francisco“ veröffentlichte, bis hin zur ersten Krise, Ende der 60er-Jahre. Da wurde Bennett von der British Invasion der Beatles und Stones überrollt, die Umsätze brachen ein und er hörte – fatalerweise – auf die Ratschläge von Plattenfirmen-Mogul Clive Davis. Der legte ihm 1970 nahe, auf Tony Sings The Great Hits Of Today! zeitgemäße Popsongs zu covern: Beatles, Stevie Wonder, Burt Bacharach. Was dazu führte, dass sich Bennett bei den Aufnahmen mehrfach übergeben musste, und sich anschließend von Columbia Records trennte. Das Album selbst verschwand in den Archiven und wurde – bis jetzt – nie wieder aufgelegt. Was auch für die meisten seiner folgenden Platten gilt, die auf diversen Labels (darunter sein eigenes) erschienen, dank Pianist Bill Evans zwar höchsten künstlerischen Ansprüchen genügten, aber kommerziell weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Die Folge: 1978 war Bennett vertragslos, pleite, kokainsüchtig und ein bemitleidenswerter Vegas-Act. Bis ihm 1986, durch das Engagement seines Sohns Danny, ein triumphales Comeback gelang. Mit The Art Of Excellence eroberte erstmals seit 14 Jahren eines seiner Alben die Charts, und ebnete den Weg für eine Reihe von Spätwerken, auf denen Bennett das tat, was er am besten kann: Aus dem Fundus des „Great American Songbook“ von Gershwin, Porter, Hammerstein, Rodgers & Co. zu schöpfen und zwischendurch immer mal wieder ein Weihnachtsepos oder eine Zusammenarbeit mit befreundeten Künstlern einzustreuen. Dazu zählt – das wissen wir seit Duets: An American Classic – das gesamte Musikgeschäft, das Bennett als letzten großen Crooner verehrt. The Complete Collection gewährt Einblick in sämtliche Höhen und Tiefen einer beeindruckenden Karriere, die Bennett im 250-seitigen Booklet persönlich kommentiert. Was hoffentlich kein Vermächtnis ist, sondern nur eine Zwischenbilanz. Denn: die Welt braucht Unikate wie ihn.