Travis

Where You Stand

Red Telephone Box/ Kobalt Label Services/Rough Trade 16.8.

Travis erheben in ihrem Gitarren-Pop die Unaufdringlichkeit zum künstlerischen Prinzip: zumutungsfreie Musik, auch mal ganz schön.

Irgendwie haben es Travis geschafft, im Laufe ihrer Karriere einen Vorwurf in eine Qualität zu verkehren. Wenn man über jemand anderen sagen würde, das Album dudelt sich so weg ohne große Überraschungen oder Aufregungen, dann würden das die meisten wohl als Beleidigung auffassen. Die Schotten, deren Frontmann Fran Healy seit Jahren schon in Berlin lebt, sind vielleicht auch eingeschnappt, aber ihr Gitarrenpop klingt auf WHERE YOU STAND auch nach fünfjähriger Pause wieder mal so, als wollte er einfach nett sein und nicht weiter unangenehm auffallen. Selbst wenn sich Travis Mühe geben, etwas ener­gischer zu klingen, wie auf „Mother“, das ihr siebtes Album mit einem fordernden Stakkato-Klavier eröffnet, oder „In My Wall“, in dem die Gitarren mal ein wenig lauter und breiter werden, man hat doch nie das Gefühl, von dieser Musik in irgendeiner Weise ge- oder gar überfordert zu werden. Aber das ist ja auch mal ganz schön, so zumutungsfreie Musik – und die beherrscht niemand so gut wie Travis. Zumal, wenn unter all den wundervoll unaufdringlichen Liedern dann noch eins versteckt ist wie „A Different Room“, das fast dieselben Ohrwurmqualitäten entwickelt wie einst „Why Does It Always Rain On Me“.