Trus’me

Treat Me Right

Prime Numbers/Groove Attack 18.2.

Der soulige House von Trus’me gerät eine Nummer härter und hat den Techno für sich entdeckt.

Auch die gemeine Rezension lässt sich zuweilen ohne aufwendige Recherche nicht realisieren. Die Stimme, die David Wolstencraft im Opener seines dritten Albums Treat Me Right sampelt, klingt verdächtig nach der von der im Jahr 2011 verstorbenen Soul-Legende Gil Scott-Heron. Eine Anfrage beim Label und Trus’me selbst verrät jedoch Gegenteiliges. Es war ein Freund des Produzenten aus Manchester, mit dem er einst zusammenarbeitete. Leser und Schreiber sind gleichermaßen schlauer. Alles wird gut. Die Platte selbst ist Wols­tencrafts deutlichste Ansage in Richtung Techno. Zuvor haben es die beiden großartigen und bös’ unterschätzten Vorgängeralben Working Nights und In The Red noch elegant geschafft, seinen Disco-/Soul-/Funk-Background um entspannten Deep House zu schnüren. Mal eher sampleorientiert (besonders beliebt waren Schnipsel aus Tarantinos „Jackie Brown“) und mit einer kohärenten Geschichte ausgestattet, mal mit Gastmusikern wie Dam-Funk und Amp Fiddler, wenn die Songs im Fokus standen. Treat Me Right hingegen wurde on the road geschrieben, zwischen Club-Verpflichtungen und Hotelzimmer abhaken. An den Sounds und der Ausrichtung der Platte ging das nicht spurlos vorüber. Einiges klingt wie ein vorgegriffener Remix seiner Kollegen. Nicht jede der strammeren Techno-Nummern (wie „It’s Slow“) funktioniert so gut und direkt wie das ungewohnt pumpende „Somebody“, das auch Berliner Nächte ohne Boogie-Sozialisation auf seiner Seite hat. Mit Tracks wie „Te Une Pute“ aber gelingt Trus’me auch ein gekonnter Blick zurück auf seine entspannteren Anfänge, als es noch reichte, mit schleppenden 70s-Beats und ein paar gehauchten Funk-Samples Plattenkäufer zu finden. „Long Distance“ kommt sogar ganz ohne Beat aus. Leider bleibt nun kein Platz mehr, um über das Cover zu sprechen.