We Are Scientists

Helter Seltzer

100%/Rough Trade

Großartiger Pop-Entwurf, der lärmt und wärmt, aneckt und euphorisiert.

We Are Scientists stammen aus dem Umfeld der Bands aus der Class of 2005. Zu Beginn spielten die New Yorker ungezügelten Post-Punk und Wave-Rock, auf dem Cover ihres Debüts hielten sie sich Katzen vors Gesicht. Das war 2005, der Begriff „cat content“ war damals noch nicht erfunden. Auf den drei folgenden Platten änderte die Band dann langsam, aber stetig die Richtung: We Are Scientists schonten die Nerven ihrer Hörer, die Songs wurden eleganter, die Rhythmen ruhiger.

Mit HELTER SELTZER, sagen die Musiker, hätten sie nun ein eigenes Genre erfunden. Schön ist dabei die Aussage, warum sie sich nicht als Indierocker betrachten: „Dafür sind wir einfach nicht selbstverliebt genug.“ Das mit dem eigenen Genre ist dennoch Quatsch. We Are Scientists sind in einen Hafen eingelaufen, in dem schon ein paar Dutzend andere Banddampfer vor Anker liegen.

Die Mutterschiffe heißen u. a. XTC, Fountains Of Wayne und ­Sloan. Zu hören ist eine Art Popmusik, die weiß, wie die Beach Boys und die Beatles das gemacht haben, es aber nicht lassen kann, viel zu laute Trommeln oder sägende Gitarren einzusetzen. Songs wie „Headlights“ und „We Need A Word“ geraten ins Wanken, weil sie so viele Melodien tragen müssen, brechen aber nie ein. „Classic Love“ bringt R.E.M. und The Flaming Lips zusammen, „In My Head“ klingt wie ein Tinder-Date von Jimmy Eat World und Drangsal, „Too Late“ ist die Sorte Hymne, die Coldplay nicht mehr schreiben können, weil sie Angst haben, dass die Leute sich dann sofort daran erinnern, wie gut diese Band einmal war. Was für We Are Scientists bedeutet: Tadellose Platte.