William Fitzsimmons

Charleroi: Pittsburgh, Volume 2

Grönland/Rough Trade

Sanfte Folksongs über die leibliche Großmutter, die der Songwriter nie kennenlernte.

Eine Familiengeschichte: Mr. Fitzsimmons sen. leidet als Säugling an einem gefährlichen Husten. Um sein Leben zu retten, bringt man ihn kurz nach der Geburt ins Krankenhaus zurück, seine leibliche Familie lebt in Charleroi, Pennsylvania, ihr hartes Leben weiter. Der Vater des Songwriters wird zum Pflegekind, findet bei einem der behandelnden Ärzte, der sich seiner erbarmt, eine neue Familie. Erst im Alter von 60 Jahren findet er eine Spur zu seiner Familie. Seine leibliche Mutter, Thelma, ist gerade gestorben. Es gibt also zwischen den beiden keine erlebte Geschichte.

Deshalb hat William, Sohn von Mr. Fitzsimmons sen., eine erfunden. Nachdem der erste Teil der ­Mini-LP-Serie PITTSBURGH, erschienen im vergangenen Mai, ein Porträt der Großmutter war, die der Songwriter noch kannte, widmet er sich nun im zweiten Teil der ihm unbekannten Thelma. An der Melancholie und Intimität der Songs ändert die neue Perspektive wenig. Die sanfte Stimme, die vielen Mollakkorde, die schaufelnden Drums, die lieblichen Glockenspiele: Klanglich ist Fitzsimmons’ Reich seit vielen Jahren abgesteckt. Die intimen Familiengeschichten geben seiner Musik eine besondere Dichte. Fest steht aber auch: Sufjan Stevens’ letztjähriges CARRIE & LOWELL spielt erzählerisch und musikalisch dann doch in einer anderen Liga.