Wovenhand

Star Treatment

Glitterhouse/Indigo

Die Einzigartigkeit der amerikanischen Gothic-Alternative-Country-Rocker wird überraschend um einige Nuancen erweitert.

Das neunte Studioalbum von Wovenhand beginnt wie ein Donnerhall. Mit voller Wucht und Rohheit schlägt einem „Come Brave“ entgegen, als wolle der Opener von STAR TREATMENT unmissverständlich klarstellen: Wovenhand gibt es nicht mehr, und auch eine Rückkehr zum Sound von Wovenhand mit Pascal Humbert (Tanit, Passion Fodder, 16 Horsepower) wird es nicht mehr geben. Nachdem sich die rechte Hand von David Eugene Edwards nach nur zwei Jahren im Team verabschiedete, also nach THE THRESHINGFLOOR (2010), verschärfte der Songwriter und Sänger der Gothic-Alternative-Country-Rocker das Tempo seiner Lieder, nachdem er sie vorher noch auf dem Amboss bearbeitete. Dass der Mann aus Denver, Colorado den Stuhl in die Ecke kickte, um nun bei Konzerten zu stehen, war ein Statement.

Man muss diesen Paradigmenwechsel nicht gut finden, aber letztendlich war es notwendig, sich von dem Mix aus Folk, Cajun, Kirchenmusik, Bluegrass und osteuropäischen Tönen zu lösen, um einen neuen Weg einzuschlagen, neue Elemente einfließen lassen zu können. STAR TREATMENT macht dort weiter, wo REFRACTORY OBDURATE vor zwei Jahren aufhörte. Nachdem der Donner des Eröffnungsstückes verhallt ist und so auch nur noch einmal in „Five By Five“ zurückkehrt, taumeln Wovenhand in „Swaying Reed“ durch atonale Gefilde, die an No Wave erinnern.

Aber auch dort hält sich die 2001 aus der Asche der 1992 gegründeten 16 Horsepower hervorgegangene US-Band nicht lange auf. „Crystal Palace“ ist eine Hymne von metallischer Härte. Was hier funktioniert, wirkt bei „The Quiver“ eher blass, aber dann kommt es doch wieder zu magischen Momenten wie in dem umhertreibenden „All Your Waves“. Auf dem Schlagzeug liegt viel Hall, die Stimme kommt aus dem Off, Dunkelheit legt sich über den Song mit einem repetitiven Rhythmus, der wie ein Tamburin-Loop klingt, ähnlich dem Geräusch während einer Tomographie. Ja, und dann gibt es noch diese Lieder, in denen der Eindruck entsteht, als hätte David Eugene Edwards die Münchner Krautrock-Helden Popol Vuh für sich entdeckt. Letztendlich entwickelt sich STAR TREATMENT nach dem verstörenden Beginn zu einem Werk, das dem Katalog von Wovenhand auch nach 15 Jahren tatsächlich noch etwas Neues hinzufügt.