Richard Phillips Bilder: Hochkultur oder Porno?


Mit seinen gigantischen Bildern von “Sandsäcken der Popkultur”, wie Richard Phillips Lindsay Lohan oder Sasha Grey bezeichnet, entfachte der amerikanische Künstler eine Debatte zur Kunst.

In der New Yorker Gagosian Gallery geht es zur Zeit zu wie in einem schmuddeligen Sexkino. Es wird gekichert, getuschelt, die eigene Erregung mit der nötigen ironischen Distanz präsentiert. Und eigentlich sind viele überfordert mit der Tatsache, Lindsay Lohans gewaltige Brüste, einen lasziv offen stehenden Mund oder ihre kätzchenhaften Bewegungen in Kurzfilmen zu sehen.

Kurz: Überfordert damit, hier reichlich Futter für Masturbation zu bekommen.

Schließlich steht man in einer der renommiertesten Galerien New Yorks. Doch genau darum geht es dem Amerikaner Richard Phillips, der einige der Filme, die auch in der aktuellen Ausstellung zu sehen sind, bereits im letzten Jahr auf der Biennale in Venedig und in diesem Sommer auf der Art Basel zeigte.

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Phillips ist inspiriert von einer Art „Wasted Beauty“, von den „ Sandsäcken der Popkultur“, wie er Lindsay Lohan oder auch Ex-Pornostar Sasha Grey nennt, nach denen das Publikum giert – und sie gleichzeitig verachtet. Phillips treibt dieses Prinzip auf die Spitze, indem er seine Bilder und Filme als triviale Baywatch-Szenerie und Hochkultur zugleich inszeniert. Da steht man dann in einer asketisch eingerichteten Galerie und schaut sich „ Babes“ an, die sich in knappen Bikinis am Strand räkeln. „Wenn wir nicht mehr definieren können, was Kunst ist – wenn wir zu dem Punkt gelangen, an dem wir keine Sicherheiten mehr haben, dann wohnt diesem Moment eine große Wahrscheinlichkeit inne, gerade etwas Großartiges zu erleben“, notiert Richard Phillips über die Ausstellung. „Das ist doch die größte Sorge der Kunstwelt. Wir wissen nicht, wie wir Wert bestimmen sollen, kulturell oder auch ganz allgemein.“

Die Meinungen zur Ausstellung gegen auseinander, spannend aber ist dieses seltsame Gekicher, die Nervosität, die einen überfällt, wenn man zu lange auf eines seiner hyperrealistischen Gemälde starrt, aber allemal. Denn plötzlich fragt man sich, warum man sich dabei eigentlich unwohl fühlt.

Warum tun wir nicht, was wir tun wollen? Und warum sind Reaktionen so genormt?