Robert Francis im Interview zu „HEAVEN“: „Das Album ist mein Tagebuch der letzten Jahre“


Am 11. April 2014 erscheint HEAVEN, das vierte Studioalbum von US-Sänger und Songwriter Robert Francis. Annabella Kittel sprach mit ihm über sein neues Album, Gedichte, Roadtrips und 90er-Nostalgie.

Am 11. April wird sein neues Album HEAVEN erscheinen, das mittlerweile vierte Studioalbum des 27-jährigen Amerikaners. Mit HEAVEN distanziert sich Robert Francis massiv von seinem letzten Album STRANGERS IN THE FIRST PLACE, bei dem er beim Schreiben der Texte „die wirre Obsession hatte, mein Unterbewusstsein in Lieder zu bannen“. HEAVEN ist intuitiver, leichter verständlich, näher an der Realität – es ist sein Tagebuch der letzten Jahre. Mit „Love Is A Chemical“ wurde nun die erste Single aus HEAVEN veröffentlicht.

In Europa feierte Francis mit seinem Hit „Junebug“ im Sommer 2010 seinen Durchbruch. Die Single aus dem Album BEFORE NIGHTFALL, das unter den Fittichen von Oasis-Produzent Dave Sardy entstand, hielt sich vierzehn Wochen lang in den deutschen Charts.

Seine Clips wirken oft verträumt, ein bisschen Sepia, ein bisschen wilde Siebziger, ein bisschen Rock’n’Roll – in Bluejeans, offenem Hemd und mit einem schönen Mädchen an der Hand fuhr er bereits im Video zu „Eighteen“ im VW-Bus durch die Einöde. So hat auch das Video zu seiner neuen Singleauskopplung „Love Is A Chemical“ Roadtrip-Charakter – ein Hobby, das Francis privat ebenfalls verfolgt, am liebsten tourt er dabei durch Nordkalifornien. Dagegen entspricht der Lifestyle, der im Clip zu „Keep On Running“ propagiert wird, dem tatsächlichen Leben des Sängers kaum – nur sehr selten wacht Francis mit einer Horde halbnackter, wunderschöner Mädchen und einem Kapuzineräffchen auf der Couch auf, gesteht er. Es wundert ihn sowieso, dass ihm sein Plattenlabel dieses Video erlaubt hat, sagt er. Regie bei seinen Musikvideos führt übrigens immer Jeff Coffman, ein enger Freund von Robert Francis.

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Aufgewachsen in Los Angeles, geboren in eine Musikerfamilie: Francis‘ Vater ist Pianist und Produzent, seine aus Mexiko stammende Mutter eine begeisterte Ranchera-Sängerin. Unter den engen Freunden der Familie befinden sich Größen wie Gitarrist und Produzent Ry Cooder, der Klein-Robert im Alter von neun Jahren seine erste Gitarre schenkte. Im Teenageralter bekam Francis dann exklusiven Gitarrenunterricht von John Frusciante, dem damaligen Gitarristen der Red Hot Chili Peppers. Eine Erfahrung, die ihn für sein späteres Schaffen geprägt hat: „Es gibt viele Dinge, die John mir beigebracht hat. Vieles davon hat weniger mit dem Unterricht, als mit seinem gesamten Lifestyle zu tun. Dass ich in seinem Haus in den Hollywood Hills sein durfte, dort durch seine Platten- und Gitarrensammlung gestöbert habe, ihm selbst beim Musik hören und machen zusehen durfte, das war sehr inspirierend für mich. Es war der erste Einblick in das Leben eines Künstlers und das gab mir eine gewisse Perspektive und die Gewissheit, dass Musik das ist, was ich machen möchte.“, sagt Francis über die Zusammenarbeit mit John Frusciante.

Robert Francis ist Songwriter, Nostalgiker, Buchautor – und bald vielleicht Poet

Mit Religion hingegen kann Francis nur wenig anfangen, dafür glaubt er an Spiritualität. Die Texte zu seinen Songs kommen ihm zugeflogen – wenn er sie ignoriert und nicht sofort niederschreibt, so erscheinen sie ihm in seinen Träumen: „Als Songwriter schuldet man es sich selbst, auch das zu fassen, was man mit bloßem Auge nicht sehen und vielleicht auch nicht sofort verstehen kann. Ich glaube, dass es da draußen mehr, noch viel mehr gibt. Songs sind Energien, die manchmal aus dem Nichts kommen. Energien, die ich einfangen muss, ich kann sie nicht ignorieren. Es ist, als würden sie an deine Türe klopfen und du musst ihnen aufmachen“, sagt Francis. Außerdem muss Kunst manchmal weh tun. Kunst, so Francis, passiert nämlich erst, wenn man seine Komfortzone verlässt.

Robert Francis sieht sich als Nostalgiker, sogar schon als Nostalgiker der 1990er. Könnte er es sich aussuchen, würde er in einer Welt vor dem Internet leben. „Ich glaube, dass die Menschen damals weniger verunsichert waren. Heute muss man sich permanent gut darstellen, das Gesamtpaket muss stimmen, man muss sich auf Social-Media-Seiten bestmöglich präsentieren und wird über sie bewertet“, findet Francis.

Auch abseits seiner musikalischen Karriere plant er weitere Projekte. So schreibt Robert Francis an einem Buch über einen Sohn eines Poeten aus Südafrika, der nach Kalifornien zieht und sich dort in eine Studentin verliebt, laut ihm eine Art „bizarr-schönes, beängstigendes Foltermärchen“. Mehr noch: Francis, seines Zeichens großer Fan von Poeten wie Stanley Kunitz und Philip Larkin, bringt bald einen eigenen Gedichtband heraus: „Du weißt nie, wann dich ein Gedicht in seinen Bann zieht und dich für ein paar Tage die Welt ganz anders sehen lässt. Poesie ist eine Kunstform, von der ich besessen bin, ich liebe es, ich liebe die Idee davon. Poet ist kein Etikett, dass ich mir selber geben kann, aber ich plane, bis Ende des Jahres einen Gedichtband zu veröffentlichen.“

HEAVEN, das neue Album von Robert Francis, erscheint derweil am 11. April 2014. Ab Mai ist er zusammen mit seiner Band „The Night Tide“ in Deutschland auf Tour, die Termine findet Ihr hier:

21.05.2014: München – Backstage

25.05.2014: Stuttgart – Longhorn

27.05.2014: Frankfurt – Batschkapp

28.05.2014: Köln – Kulturkirche

29.05.2014: Bielefeld – Forum

30.05.2014: Hamburg – Grünspan

31.05.2014: Berlin – Franz Club