Ron Sexsmith


Ich fing an Musik zu lieben mit …

BUDDY HOLLY – IT DOESN’T MATTER ANYMORE

Meine Mutter hatte diese Schachtel mit Singles aus den 50er-Jahren. Diesen Song hörte ich am häufigsten. Ich wusste um die Umstände des Flugzeugabsturzes, also dass hinter dem Kerl eine Geschichte steckte. Vor allem beeindruckte mich aber seine Stimme. Die wechselt in dem Song von hoch zu tief und entspannt so eine ungeheure Dramatik. Ich wusste damals, mit drei Jahren, dass ich einmal Sänger werden möchte. Ich besitze sogar noch die Platte. Übrigens: Den Sitz, den Buddy Holly in dem Flieger hatte, sollte eigentlich Waylon Jennings einnehmen. Wusstest du das?

Meine wichtigste musikalische Entdeckung …

THE KINKS – ALL DAY AND ALL OF THE NIGHT

Ich muss 14 oder 15 gewesen sein, mein Vater fuhr mich mit unserem Wagen zum Fußballtraining. Und plötzlich lief diese Nummer. Ich dachte: ,Wow, das klingt ja cool.‘ Am nächsten Tag ging ich in den Plattenladen und kaufte eine Compilation: GOLDEN HOUR OF THE KINKS. 30 Nummern, natürlich vor allem die Hits. Ich glaube, diese Platte hat mein Leben verändert, auch weil Songs wie „Dead End Street“ drauf waren, in denen Ray Davies vom Alltag in England erzählte. Ich konnte sofort etwas damit anfangen, fühlte mich ihm verbunden. Vielleicht kann man es so sagen: Ich wusste schon, dass ich Sänger werden wollte. Hier kam der Berufswunsch Songwriter dazu.

Der erste Song, den ich live spielte, war …

THE BEATLES – THE LONG AND WINDING ROAD

Ich war ein durchschnittlicher Schüler. Nicht der Kerl, auf den das andere Geschlecht stand. Auf irgendeinem Schulfest sang ich dann mal. Ich war nervös, vor allem, weil ich Angst hatte, dass die Jungs mich den Rest meines Lebens verarschen würden. Aber sie fanden’s cool. Und am nächsten Tag hatte ich an meinem Schließfach lauter Botschaften von den Mädchen. Das war das erste Mal, dass ich begriff, dass es nicht um das Aussehen geht. Manchmal reicht es, im richtigen Moment ein schönes Lied zu singen, und die Leute werden dich bemerken. Danach fing ich dann an, in den Kneipen zu spielen. Beatles, Neil Young, den ganzen Kram. Die Kneipen wurden immer voller, obwohl ich nicht mal besonders gut war. Aber ich habe dort viel gelernt.

Eine Punk-/Wave-Platte, die ich mochte …

ELVIS COSTELLO – ARMED FORCES

Punk/Wave und ich, das war eine schwierige Geschichte. Ich hatte eben erst die 60er-Jahre entdeckt. Ich war Kinks-Fan. Im Fernsehen sah ich die Talking Heads und die B-52’s. Ich gab nicht zu, dass mir das gefiel. Mein Bruder Don kaufte dann Elvis Costellos ARMED FORCES. Er hörte das Album in seinem Kinderzimmer rauf und runter, und wenn er nicht im Haus war, krallte ich mir die Platte. Ich begriff: Das kommt aus der gleichen Quelle wie die Songs der Kinks. Ich hatte mit Wave aber noch ein anderes Problem: Zwei, drei Jahre später suchte ich einen Plattenvertrag. Aber als Singer/Songwriter bekam ich keinen. Und dieser 80er-Jahre-Sound gefiel mir gar nicht. Zeug wie The Smiths fand ich damals schrecklich. Heute sehe ich das anders.

Meine liebste Country-Platte …

CHARLIE RICH – BEHIND CLOSED DOORS

Charlie Rich konnte schon auf eine lange Laufbahn zurückblicken, als er dieses Album veröffentlichte. Aber es war sein erstes Album, das wirklich erfolgreich war. Meine Eltern kauften diese Platte damals, und ich hörte sie immer wieder gerne. Heute besitze ich sie sowohl als CD als auch als Vinyl-LP. Vielleicht ist diese Art von Musik das, was man heute als Country-Pop bezeichnen würde, nur eben aus den 70er-Jahren Schön produziert, schön gespielt, aber mit einem Gesang, der wirklich unter die Haut geht. An sich sind es bei Country eher die einzelnen Songs, die mich interessieren. Von Leuten wie Hank Williams, Johnny Cash oder George Jones habe ich deshalb nur Compilations.

Albumkritik ME 2/13

Seit 22 Jahren veröffentlicht der Kanadier Ron Sexsmith seine Alben. In dieser Zeit gewann er an Souveränität, erlaubte seinen anfangs recht traditionalistisch inszenierten Folksongs Ausflüge Richtung Pop, Jazz, American Songbook und spielte bzw. arbeitete unter anderem mit Leonard Cohen, Steve Earle, Ane Brun und Chris Martin zusammen. Zuletzt erschien im Februar sein 13. Studio-