Sissi Goetze macht Männermode: „HipHop hat mich geprägt“


Eine Frau macht ausschließlich Männermode? Für Sissi Goetze ist das die logische Entwicklung aus ihrer Biografie.

Die Berliner Designerin Sissi Goetze verbrachte ihre Jugend in der Jungswelt von HipHop und Graffiti. In ihren Kollektionen überführt sie dies in einen monochromen Minimalismus. Die Suche nach dem Puren, Reinen in der Mode – dahinter verbirgt sich bei Sissi Goetze eine prägende Phase mit bunten Markern und noch bunteren Sneakern.

Beim Wettbewerb „Start Your Fashion Business“ des Berliner Senats belegte sie mit ihrer Sommerkollektion 2013 den 3. Platz. Beim Musikexpress Style Award wurde sie zum Newcomer 2013 gekürt.

Musikexpress: Wo kommst du musikalisch her?

Sissi Goetze: Ich bin ein HipHop-Kind der Neunziger. Wir haben damals schon Oldschool gehört, ich habe viel mit Graffiti-Sprühern, DJs, Rappern abgehangen, wir haben uns an den frühen Achtzigern in New York orientiert. Ich habe immer noch eine riesige Sneaker-Sammlung … In meinen Sachen ist ganz viel Oldschool-HipHop drin. Man sieht es, wenn man es weiß. Natürlich nicht eins zu eins umgesetzt, aber gerade bei den Silhouetten: High-Waste-Hosen, kleine Jacken, wie B-Boy-Silhouetten von früher.

ME: Kommt daher auch das Jungshafte deiner Kollektionen?

Goetze: Ich gucke unheimlich gerne Foto-Bücher an und bleibe immer bei Kinder-Fotos hängen. Nicht, weil ich einen Kinderwunsch verspüren würde. Aber sie haben eine coole Proportion. Ein Teil der Inspiration kommt aus der klassischen Knaben-Bekleidung, 20er-, 30er-Jahre. Die Teenie-Hopper von Kris Kross fand ich aber immer richtig scheiße.

ME: Hast du selbst Graffiti gesprüht?

Goetze: Höchstens mal ein Tag gemalt … Aber ich kannte viele Writer, habe mich mit den verschiedenen Styles beschäftigt. Das hat mich gestalterisch geprägt.

ME: In Musik und Mode hast du einen Hang zur Männerwelt…

Goetze: HipHop kam mir nicht als extreme Männerwelt vor. Ich habe schon immer mit Jungs abgehangen. Es gab nie Diskriminierungen. Männermode entspricht meinem Design-Verständnis auch viel mehr, weil man nicht jede Saison etwas völlig Neues erfinden muss. Ich arbeite lieber kontinuierlich, jede neue Kollektion entwickelt sich aus der alten.

ME: Was hörst du im Atelier?

Goetze: In der Design-Phase höre ich wenig, weil es mich ablenkt. Sonst in letzter Zeit das letzte Mayer-Hawthorne-Album oder Danger Mouse mit Jack White. Aber genauso muss auch mal Jake Bugg sein. Bei der Show zur Berliner Fashion Week habe ich HipHop gespielt: EPMD, Jay-Z … Die Organisatoren meinten, ich wäre die Erste, die HipHop ausgewählt hat. Die Bee Gees waren aber auch dabei, „You Stepped Into My Life“…

Das Interview mit Sissi Goetze ist auch in der Januar-Ausgabe des Musikexpress erschienen.