SO KLINGT NEON


Es war auch schön, als es wieder vorbei war. Das CTM-Festival Ende Januar/Anfang Februar in Berlin. Nach einer knappen Woche experimenteller elektronischer und nichtelektronischer Musik beim „Festival For Adventurous Music &Art“ war es – zumindest für mich – eine Wohltat, einen Song von Lady Gaga oder „Rhythm Is A Dancer“ von Snap! zu hören, um die Rückstände der musikalischen Herausforderungen aus den Gehirnwindungen zu spülen. Und Herausforderungen gab es genug. Zum Beispiel der Auftritt des Produzenten/DJ/Autors/Transgender-Aktivisten Terre Thaemlitz, der/die einen knapp 90-minütigen Ausschnitt aus dem über 32-stündigen Werk SOULNESSLESS, dem ersten und längsten MP3-Album der Welt, aufführte, eine „Meditation On Wage Labor And The Death Of The Album“. Zwei Akkorde auf dem Piano jeweils bis zum Nachhall ausgespielt in Endlosschleife -eine spirituelle Erfahrung, die die Pforten der Wahrnehmung sprengte ganz ohne chemische Hilfsmittel. Ein paar Tage später spielte DJ Sprinkles, Thaemlitz‘ Deep-House-Alter-Ego, ein DJ-Set in der Panorama Bar. Ein Stockwerk tiefer, im Berghain, konnte man drei Tage vorher einen der (noch) seltenen Auftritte von Diamond Version bewundern. Das Projekt von Alva Noto (Carsten Nicolai) und Byetone (Olaf Bender), den Gründern und Betreibern des experimentellen Elektronik-Labels Raster-Noton, die mit knüppelhartem Techno nicht ganz unironisch die Tiefen der Bassdrum ausloten. Als Gast: der japanische Improv-Musiker Atsuhiro Ito, der aus einer „Optron“ genannten Leuchtstoffröhre Hendrix-artige Sounds herausholte.

Freilich muss man bei der Masse an Auftritten und Künstlern Prioritäten setzen. Konzerthopping ist nur bedingt möglich, wegen dieser verdammten Linearität der Zeit. Wer etwa den Auftritt des zeitgenössischen Komponisten Ernstalbrecht Stiebler und den von Pantha Du Prince im vollen Kling-Glöckchen-Ornat sehen wollte, musste sich für einen von beiden entscheiden.