Spaceman Spiff: So war das Konzert im Berliner Magnet


Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff spielte am 22. Januar 2014 im Berliner Magnet Club. Hier unser Nachbericht.

„Schön, dass ihr da seid, musste ich noch vor ein paar Tagen in Rees-Haldern sagen. Heute sage ich: Schön, dass so viele da sind.“ Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff betont diesen Satz sichtlich erfreut, mit Aufrichtigkeit in der Stimme und einem Zwinkern auf dem Gesicht, als er am 22. Januar 2014 im Berliner Magnet Club auf die Bühne tritt. Wenn der Songwriter etwa von einem Wohnzimmer-Gig mit einem kleinen Jungen berichtet, der ihn aufgrund seiner kindlichen Anfeuerungsrufe berührt hat, dann zeigt sich seine Natürlichkeit, das Unbekümmerte, die Freude des Live-Spielens, all das, was einen Konzertabend mit Spaceman Spiff so sehenswürdig machen kann. Egal, ob vor wenigen, oder wie heute, eher vielen Zuschauern.

Einiges wurde über den Würzburger, dessen Pseudonym der Figur Calvin aus dem Comic „Calvin und Hobbes“ entnommen wurde, schon geschrieben, Vergleiche mit Gisbert zu Knyphausen herangezogen, er mal, wie ein Herbert Grönemeyer, als Sprachrohr für eine Generation der heute 20-Jährigen beschrieben. Und begutachtet man seine Texte mit der heutigen Generation Y, dann finden sich darin tatsächlich viele Themen wieder, die die heutige Gesellschaft bewegen – die hohe Erwartungshaltung, Leistungsdruck, Angst vor dem Nicht-Weiterkommen, die Unmöglichkeit des Alleinseins und der Stille, die Suche nach immer neuen Kicks und die ständige Rastlosigkeit in einer die Sinne erdrückenden medial überfluteten Gesellschaft. „Habe ich mir nicht irgendwann geschworen/ Bis hierher und weiter nicht/ Ist das meine Stimme die da redet/ Oder die/ Routine die da spricht“ heißt es zum Beispiel in „Was Wir Anders Wollten“.

Bei Hannes Wittmer, der nach BODENANGST sowie …UND IM FENSTER IMMER NOCH WETTER Anfang dieses Jahres sein drittes Studioalbum ENDLICH NICHTS herausbrachte, scheint dieser Druck zumindest auf dem Konzert abzuprallen. Die Kontaktlinsen am heutigen Abend der Brille auf dem Kopf vorziehend erscheint er anfangs zwar noch etwas schludrig, nervös lachend – doch umso länger das Konzert dauert und damit die eingestreuten Gespräche mit seiner dreiköpfigen Live-Band, umso lockerer wirkt er und steigt auf die ihn scherzhaft aufziehenden Kommentare des Schlagzeugers Johnny König (Stoiber On Drums), Gitarrist Felix Weidt (Die Höchste Eisenbahn) und David Rieken ein.

Die beiden Mitmusiker spielen ironisch mit den typischen Rockstar-Klischees, denen Hannes Wittmer nichts entgegenzusetzen hat. Ein Ingwertee-trinkender Brillenträger, der sich seine Gitarre selbst um den Körper legt statt diese von einem Roadie gereicht zu bekommen, ist eben nicht das, was de facto als Rock’N’Roll definiert wird. Über diese kleinen spaßigen Scharmützel mit seinen Kollegen kann Hannes Wittmer nur allzu sehr lachen. Es ist nicht schlimm kein Rockstar zu sein, scheint in diesen Worten zu erklingen, denn es ist – nimmt man hier Wittmers Lyrics zur Hand – einfach wieder nur ein Tag, an dem man nicht verrückt wurde.

„Und wenn morgen aus uns allen nichts geworden ist/ Wird’s wohl irgendwie so sein/ Meine Freunde und ich/ Und ein paar andere/ Wenigstens sind wir nicht allein“ – dieser desillusionierende Satz aus dem Song „Teesatz“ prägt sich ein und sollte vielleicht nicht resignierend, sondern ermutigend verstanden werden. Spaceman Spiff, die Liveband, leben es mit ihrem Auftreten auf der Bühne vor und passen mit dieser realitätsnahen Sichtweise gut in diese Zeit. Dem Publikum gefällt es und klatscht artig – soviel Zuspruch ist noch ungewohnt für die Band, aber angenehm, wie Spaceman Spiff, der Musiker, befindet. So kann es weitergehen – im Boot eines großen Hamburger Songwriter-Labels sind sie seit ENDLICH NICHTS schon einmal, nun müssen sie sich vom „GRAND HOTEL VAN CLEEF“-Zug nur noch mitreißen lassen.