Wie sich Miley Cyrus, Lady Gaga und Co. im Stones-Alter auf der Bühne machen werden


In diesem Jahr tourt die alte Musikgarde wieder. Doch wie auch Blondie, Stones und Parton werden ebenfalls die Youngsters altern. Wie das später mal aussehen könnte? Kolumnist Jan Schmechtig hat mal in die Glaskugel geschaut.

„The Blue Smoke World Tour“,  „14 On Fire“ oder einfach nur „Blondie“: Das sind die Namen, mit denen sich die Urgestein aus Rock, Punk/New Wave und Country dieses Jahr zurückmelden. Dolly Parton, The Rolling Stones und Debbie Harry (Blondie) wollen es noch einmal wissen.

Dolly und Debbie stellen sich vielleicht die Frage: Werden wir die Halle vollkriegen? Für Mick Jagger und Co. ist diese Frage mit bereits komplett ausverkauften Konzerten hinlänglich beantwortet. Und während man diese ältere Musikergeneration noch im hohen Alter gespannt auf der Bühne erwartet, fragt man sich: Wie werden die aktuellen Stars später auf der Bühne aussehen?

Vermutung: Wo die einen mit fast 70 noch die Bühne rocken, wird die kommende Generation nur noch das Playback laufen lassen und lediglich mit gut getimten Kostümwechseln auffallen, für die sie aber auch früher als zuvor von der Bühne müssen. Ein bisschen unwohl wird einem ja schon, wen man sich Miley, Gaga, Perry und Co. mit Ende 60 auf der Bühne vorstellt. Das Intro spielt auf, die Leute kreischen und Miley Cyrus reitet auf einem verschrumpelten Hotdog in altem Pappbrötchen auf die Bühne, während Lady Gaga ihren Katheter auf Ex austrinkt und auf dem Rollator unanständige Bewegungen vollzieht. Das Publikum so alt wie sie, aber niemand mehr aus der jungen Generation, der das unterhaltsam oder provokativ findet.

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Vielleicht liegt es bei den jetzt schon älteren Musikern einfach an der mutmaßlichen Authentizität, dass wir es noch immer toll finden, wenn etwa Debbie Harry im Minikleid und Bobperücke auf der Bühne steht? Rockgöre wird zu Rockoma beziehungsweise Rockopa und Country ist fürs Alter sowieso angebrachter? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die oben erwähnten Acts nicht für ausschweifende, akrobatisch anspruchsvolle oder waghalsige Liveshows bekannt waren beziehungsweise sind. Wie bei Tina Turner auch, geht es vornehmlich um die Musik und nicht zwangsläufig um die Show.

Was aber, wenn man Showkönigin ist oder war und plötzlich merkt, dass es nicht mehr geht wie früher? Auch Stars haben mit dem Gefühl zu kämpfen sich etwas beweisen zu müssen, es aber irgendwann nicht mehr zu können. Madonna scheint das nicht wirklich zu kratzen, war sie doch vor kurzem erst mit DJ und Produzent Avicii im Studio und hat in Strapsen ihr Badezimmer aufgewischt. Von Änderung keine Spur, eher im Gegenteil: Je oller, je doller.

Vielleicht ist das auch ein Weg mit seinen Fans zu altern und mehr oder weniger als Vorbild zu gelten. Das Verhältnis von Künstlern wie Madonna, Cher und Co. zu Blondie, Stones und Parton ist übrigens in etwa so wie das von Donatella Versace zu Vivienne Westwood. Die Eine war immer bekannt für Glam, Sex und schöne Oberfläche und versucht dies noch immer mehr oder weniger gut zu kommunizieren. Die Andere hat einfach nie aufgehört sich gleich zu schminken, färbt sich die Haare noch immer feuerrot und gibt nichts darauf was die anderen sagen.

Was ist also besser? Dem Musikstil und der passenden Bühnenshow treu zu bleiben oder rechtzeitig die Reißleine zu ziehen? Rausfinden kann man das entweder in den kommenden Monaten oder in 40 Jahren beim Old-Monsters-Ball, der „Confessions of an old Lady“- oder der „MILF-Bangerz“-Tour. Ich werde da sein.

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Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de.