The Beatles


Revolver (1966)

32 Am 29. Aupust 1966 verabschiedeten sich die I Beatles mit einem Konzert in San Francisco vom Bühnenleben, denn mit „Revolver“ waren sie endgültig in vertrackte Arrangements und kosmische Klangwelten vorgedrungen, die sich live unmöglich reproduzieren ließen. Nicht nur ihre Haare waren inzwischen länger und die Hemden farbiger geworden — auch die Songs ihres siebten regulären Albums strotzten vor prallem Ideenreichtum und phantastischen Texten. Kein Zweifel — so sah zu diesem Zeitpunkt die Zukunft der Rockmusik aus. Während Paul McCartney weiterhin seine Stärke für erstklassige Balladen wie das kuschelige „Here, There And Everywhere“ und das mit einem Streichquartett instrumentierte „Eleanor Rigby“ bewies, war John Lennon („And Your Bird Can Sing“ und „Dr. Robert“) mit seiner kräftigen Stimme der Mann fürs Grobe. Selbst ihrem Schlagzeuger Ringo — zweifellos dem schwächsten Sänger der Vier — hatten Lennon/McCartney diesmal einen lupenreinen Hit auf den Leib geschrieben: Die ebenso einfältige wie gnadenlos einprägsame Melodie und der märchenhafte Text von „Yellow Submarine“ machten Ringos farblose und im Tonumfang doch eher sehr beschränkte Stimme mehr als wett. Am meisten zahlte sich jedoch George Harrisons Zusammentreffen mit dem Sitarvirtuosen Ravi Shankar aus, denn dem scheuen Lead-Gitarristen gelang mit „Love You To“ der erste überzeugende Mix aus Pop und indischer Klassik. Und vom psychedelischen Rausschmeißer „Tomorrow Never Knows“, den die Klangtüftler mit elektronischen Verfremdungen und den Geräuschen rückwärts laufender Bänder spickten, war es schließlich nur noch ein kleiner Schritt bis zu ihrem nachfolgenden Jahrhundertwerk „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band“.