TRÜMMER


Zunächst irritieren Trümmer, weil sie dazu neigen, die Dinge, auch wenn sie kompliziert sind, erst einmal mit einem Hashtag zu verschlagworten. Es geht hier selten richtig rein in einen Diskurs, sondern meistens steht die Behauptung, die Phrase, der Kampfruf im Mittelpunkt und entsprechend auch im Titel des Songs. Das ist eine Methode, die im Pop ihre liebe Tradition hat, nachzuschlagen bei deutschen Bands von Ton Scheine Scherben bis early Tocotronic, aber auch bei sagen wir mal Franz Ferdinand oder den Libertines, die hier immer mal wieder durchscheinen, etwa in den ersten Tönen des hervorragenden „1000. Kippe“. Dennoch haben Trümmer etwas sehr Eigenes: Die drei Hamburger installieren auf ihrem Debüt eine Popmethodik, die erwähnte Agitationsphrasen mit einer guten Portion Zärtlichkeit kontert. An Sänger und Gitarrist Paul Pötschs recht direkte Art zu reimen, muss man sich manchmal gewöhnen. Sein Vortrag ist indes beglückend. Neugierig klingt er häufig, fast aufgeregt, an Utopien interessiert und immer nach jenem Moment im Rausch, in dem man die Dinge völlig klar sieht. Manchmal ziehen Ahnungen von Tom Liwa und seinen Flowerpornoes, ca. 1993, vorbei, die verschwinden aber im Rückspiegel, wenn in der Mitte des Albums über den „Saboteur“ gesungen wird und machen Platz für recht zackigen Indie-Rock. Es gilt also: Die Dinge bleiben in Bewegung, Trümmer machen es sich niemals bequem. Etwas Anerkennenderes kann man über eine Band wohl kaum sagen. **** 1/2

CD im ME S. 3