Uberdosis Flop: Mit ihrem ersten Album seit dem Siegeszug von Lady Gaga entthronte sich die „Queen Of Pop“ Madonna


Mit ihrem ersten Album seit dem Siegeszug von Lady Gaga entthronte sich die „Queen Of Pop“.

Ihre Fans haben Madonna schon viel verziehen. Sie kann Murks wie American Life abliefern und damit nur ein Drittel ihrer üblichen Verkäufe erzielen – bislang benötigte sie stets nur eine zündende Single, „Hung Up“ etwa, und schon verkauften sich die dazugehörigen Alben wieder im zweistelligen Millionenbereich. Dem 2008er-Relativflop Hard Candy hätte jetzt wieder ein Hit folgen müssen. Gelerntes Spiel. Doch dann kam Lady Gaga und etablierte andere Regeln. Auf einmal war mehr als eine gute Single gefragt. Die auf Ehrgeiz gebaute Madonna setzte voll auf ihre neue Platte. Und setzte sie voll in den Sand. Dabei hatte sie es sich genau überlegt: Lady Gaga erreicht die Jugend? Was erreicht die Jugend sonst noch? Die Modedroge MDMA! Ha, das klingt ja wie Madonna – schon stand der Albumname: MDNA. Provokation war von jeher ihr Metier. Kostüme aus Fleisch, Partys im Darkroom, das Abfeiern Nicht-Heterosexueller? Pah! Die Ciccone holte sich die ach so schrille Nicki Minaj und die ach so politische M.I.A. ins Team. Während Madonnas Halbzeitshow beim Superbowl zeigte M.I.A. dann den Mittelfinger, wow, und Madonna entschuldigte sich sogar noch für die Geste. Die Single zur Promo, „Give Me All Your Luvin'“, schmierte dann ab wie kaum eine ihrer Leadsingles davor. „Girl Gone Wild“ erreichte in den USA nicht die Top 100. Die Tour geriet wie das Album zum Desaster, vor der Berliner o2-World gingen Tickets für zehn Euro weg. Elton John kritisierte die Shows heftig, verglich Madonna mit einer „Stripperin vom Rummelplatz“, erklärte ihre Karriere für beendet. Zwar mag er persönliche Gründe für seine Schelte gehabt haben – Madonnas Nemesis Lady Gaga ist Patentante von Johns Sohn Zachary -, doch die Shows waren wirklich sauöde. Während Gaga auf ihrer Tour ständig mit Fans kommunizierte, mit ihnen sang und tanzte, sie sogar streichelte, wirkte Madonna, als würde sie gegen ihre Gefolgschaft arbeiten. Trotz Ablehnung der Fans legte Madonna den Fokus auf MDNA, Klassiker präsentierte sie als Billotechno-Remixes. Bei einer Ankündigung des DJs Avicii auf einem Festival in Miami wollte sie von den Besuchern wissen, wer alles auf Pille sein. Ein Shitstorm (s. S. 43) wegen Rufschädigung folgte aus dem Electrolager. Bei ihrem nächsten Album wird Madonna wohl 58 Jahre alt sein. Die erste Single könnte ein Duett mit Tyler, The Creator werden, produziert vom nächsten Skrillex. Madonna wird ihre Fans für deren Missbilligung strafen und auf ihrer Tour nur diesen Song spielen. Und irgendwann werden auch die Fans Madonna nicht mehr verzeihen, dass sie ihnen und relevantem Pop kein Gehör mehr schenkt.