Wie Warner Music das Überleben kleiner Plattenläden in den USA bedroht


Warner Music schließt die Konten aller Einzelhändler in den USA, deren jährliche Geschäfte mit dem Label unter 10.000 US-Dollar pro Jahr lagen.

Die Vertriebs- und Marketingabteilung der Warner Music Group (WMG) schloss die Accounts von rund 100 kleineren Plattenläden, die im vergangenen Jahr Schallplatten für unter 10.000 US-Dollar bei der WMG bestellt hatten. Viele der Betroffenen wussten nichts von Warners internem Beschluss und standen plötzlich vor einer verschlossenen virtuellen Tür, an der geplante Bestellungen abprallten.

In einem offiziellen Statement gab der Musikkonzern bekannt: „Wir sind der Meinung, dass eine begrenzte Anzahl von Einzelhändlern besser bedient ist, wenn sie mit einem unserer vielen Vinyl-Großhändelspartner zusammenarbeiten.“

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Das kann verheerende Folgen für kleine Shops haben, die nun umständlich über Zwischenhändler bestellen müssen. Dadurch erhöht sich der Preis nicht nur für sie, sondern letztendlich auch für ihre Kunden und kann über kurz oder lang zu einem Verlust von Einnahmen und deshalb sogar zu Schließungen führen.

Rick Wojcik, Mitbegründer des großen Plattenladens Dusty Groove, ist zwar nicht betroffen, kritisiert aber dennoch die marktbeherrschende Stellung großer Musikkonzerne und ihre Geringschätzung gegenüber kleineren Händlern. Pitchfork zitiert ihn mit den Worten: „Als wir anfingen und noch klein waren, fanden wir es sehr schwierig mit Musik-Labels zu arbeiten, weil wir nur ‚Peanuts‘ im Vergleich zu den großen Händlern waren.“

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Die Entscheidung stünde im Grunde im Gegensatz zum derzeitigen Aufleben von Vinyl-Schallplatten, da hier auch viele kleine Shops den Verkauf großer Konzerte vorantreiben. Deshalb kommt auch für Wojcik die Entscheidung von Warner überraschend: „Die Industrie schließt kontinuierlich die Türen für den Musikeinzelhandel und beschwert sich anschließend über ihr eigenes Scheitern.“

In Deutschland scheint diese Sperre derzeit noch nicht wirksam zu sein.