Wir sind das Volk!


Die Leute, die an diesem normalen Dienstagnachmittag in der Kölner Schildergasse unterwegs sind, wundern sich ein wenig über die auffällig vielen schwarz gekleideten Jugendlichen, die zielstrebig durch die belebte Einkaufsstraße ziehen. Ob das was zu bedeuten hat? Eine kleine Kurve weiter sieht man, dass sich die Jugendlichen sammeln – viele sind es, und es werden immer mehr, sie halten seltsame Schilder in den Himmel, schwarze Luftballons flattern im kühlen Aprilwind, während die Passanten teils argwöhnisch, teils irritiert dreinblicken.“Ist denn hier schon wieder Karneval?“, fragt eine ältere Dame belustigt, bevor sie weiter durch die Fußgängerzone bummelt. Nein, Karneval ist noch längst nicht; die schwarze Menge ist hier, um ihrer Lieblingsband zu huldigen. My Chemical Romance spielen am Abend ein Konzert im Palladium, und für den Nachmittag hatte das „Street Team“ eine „Black Parade“ nach dem Vorbild des Videoclips zur Single „Welcome To The Black Parade“ geplant. Es ist die erste dieser Art in Deutschland, in Italien und Frankreich hatten Fans schon an solchen Umzügen teilgenommen. Etwa 300 meist sehr junge MyChem-Fans reihen sich nun hinter die (ebenfalls schwarz gekleidete) Blaskapelle, und dann geht es los – die Kapelle spielt Songs der Band, die Fans laufen hintendrein, und so zieht man durch die belebte Kölner Altstadt. Obwohl die Fans alle mehr oder weniger im Emo-Look gekommen sind, entflammen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Pulks hitzige Diskussionen über diesen Begriff und darüber, ob My Chemical Romance nun dazugehören oder nicht. Diejenigen, die gehofft hatten, die Band selbst sei bei der Parade zugegen (wie Gerüchte vorher angekündigt hatten), sehen sich enttäuscht, und auch während des Konzerts am Abend wird Sänger Gerard Way die Parade mit keinem Wort erwähnen. Erst hinterher lässt die Band verlauten, sie sei sehr beeindruckt gewesen, dass die Fans in Köln für sie auf die Straße gegangen sind.