YEAH YEAH YEAHS


Die New Yorker Art-Punks lassen ihr neues Album MOSQUITO auf Berlin los. Aber dessen Stich trifft nicht jeden.

Die Halle füllt sich schleppend. Lange Gesichter bei den Fans. Die Scherzfrage „Sind wir denn hier bei den Yeah Yeah Yeahs oder den Leer Leer Leers?“ funktioniert an der Biertheke entsprechend nicht. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen: Dick im Geschäft ist das New Yorker Trio in Deutschland nicht. Anders als in den USA oder dem UK, wo die aktuelle Platte jeweils die Top Ten erreichte, waren hierzulande nur 2 000 Menschen willens, das Album auf Platz 63 zu kaufen – traurigerweise stand die Band auch nie höher in den Charts.

Als Karen O zum „We Will Rock You“-Beat von „Gold Lion“ auf die Bühne stolziert, ist zumindest der für sie sichtbare Bereich – das, was bald zum Moshpit wird, und die Ränge – annehmbar voll. Vor drei großen Ys auf dem Backdrop gibt die 34-Jährige in Zebramusterrobe und mit Krone den Mercury: Zweimal über dem Kopf klatschen, dann Arme zu den Seiten strecken – letztere Figur ergibt zufällig ein weiteres Y -, schon ist die Menge konditioniert. Beim folgenden „Mosquito“ regnet es zum ersten Mal Konfetti, die O wälzt sich auf dem Boden, schreien tut sie ohnehin oft. Einstudierter Exzess. Man wird den Eindruck nicht los, Zeuge einer routinierten Theaterauff.shortührung zu sein. Alles ist an seinem Platz, nur für Spontaneität ist keiner. Zur Gastgeberstadt wird dann auch nur einmal Bezug genommen, als Karen O die Powerballade „Maps“ „all the lovers in Berlin“ widmet. Zwei Tage später wird „Berlin“ dann wohl mit „Paris“ ausgetauscht, wo die Band als Nächstes spielt.

Gut, man weiß, dass es sich bei der Privatperson Karen Orzolek um einen schüchternen Menschen handelt, die wird jetzt nicht mit dreitausend Wildfremden zu schwatzen beginnen. Und man weiß auch, dass sie jenseits der Bühne ein zurückgezogenes Leben führt und die Rampensau nur spielt. Aber man findet Punk-Opern halt auch albern, oder? Nein, findet man offensichtlich nicht – zumindest, wenn man nicht Autor dieser Zeilen ist. Denn das Publikum tobt, die Effekte funktionieren. Spätestens ab dem vier Jahre alten Dauerbrenner „Heads Will Roll“ frisst man bereitwillig aus lederhandschuhumhüllter Hand. Beim ersten Song vor der Zugabe, „Cheated Hearts“, seilt Karen O ihr Mikro in die Menge ab und lässt jeden, der es erwischt, einmal eine „Uu-Uu-Uhh“-Melodie singen. Das hat man wenigstens nicht schon tausendmal gesehen. Und an den Songs liegt es ja auch nicht: „Zero“,“Date With The Night“, „Tick“ – alles Hits, oft ähnlich strukturiert, aber es handelt sich hier schließlich nicht nur um eine Art-, sondern auch um eine Punk-Band. Und Punk ist da, um alles und jeden mitzureißen. Dem steht die Inszenierung hier im Weg. Schade.

SETLIST

Gold Lion Mosquito Black Tongue Art Star Down Boy Under The Earth Heads Will Roll Miles Away Subway Maps Despair Cheated Hearts

Zero Sacrilege Date With The Night

Tick