Zerstört sich Musik-Streaming mit Exklusiv-Deals selbst?


Spotify, Tidal, Beats und Co. – die Liste an Musikstreamingdiensten ist inzwischen lang und entsprechend offensiv kämpfen die Anbieter um jeden Abonnenten. Exklusiv-Deals mit hochkarätigen Musikern abzuschließen, könnte auf lange Sicht gesehen jedoch kein kluger Schachzug sein.

Das Konzept von Streamingdiensten ist eigentlich ganz einfach. Du zahlst monatlich einen Abopreis und erhältst dafür werbefreien Zugriff auf Musik aus aller Welt. Die meisten Musiker sind mit diesem Angebot einverstanden und so ist die Auswahl an abspielbaren Songs nahezu grenzenlos. Soweit die Theorie, denn inzwischen ist die Wahl des Streamingportals komplizierter geworden als noch vor einigen Jahren. Aufgrund von Exklusivdeals zwischen Anbietern und Künstlern ist längst nicht mehr jedes Album überall zu finden – zum Ärger jener, die sich für ihre jeweiligen Lieblingsmusiker nun weitere Abos zulegen müssen, wenn sie unbegrenzt hören wollen.

Anders als früher bei der guten, alten CD-Sammlung, bei der man zumindest selbst bestimmen konnte, was reingehört, weisen die Bibliotheken der Streamingdienste einige Lücken auf. Beim für Juni geplanten iTunes-Relaunch, einem Makeover von Beats, sollen laut Bloomberg bereits Streaming-Gegnerin Taylor Swift, Florence & The Machine sowie ein Dutzend weiterer Musiker exklusiv verpflichtet worden sein. Rivale Tidal, das Projekt von Jay Z, verkündete kürzlich, Kanye West, Daft Punk, Arcade Fire, Rihanna, Beyoncé, Madonna und Jack White für exklusive Deals oder frühere Releases gewonnen zu haben. Den streamenden Fans bleibt somit nichts anderes übrig, als sich mehrere Abos zuzulegen… oder?

Dass der Kunde wenig auf Exklusivität gibt, zeigt das Verhalten nach der Veröffentlichung von exklusiven Songs auf Tidal. Rihannas und Beyoncés neue Lieder fanden sich nur wenige Stunden später kostenlos auf YouTube wieder. Kann das Konkurrenz-Konzept also auf lange Sicht funktionieren, wenn Durchschnittshörer plötzlich wieder mehr für Musik ausgeben müssten als im Online-Store oder im Geschäft? Und wer will schon für etwas bezahlen, das man nicht komplett nutzen kann?

Auch Spotify wappnet sich schon einmal für einen harten Kampf: Für seine derzeit 60 Millionen Nutzer (15 Millionen davon sind zahlende Kunden) und um im Business mithalten zu können, hat das Unternehmen kürzlich 400 Millionen US-Dollar in einer Finanzierungsrunde sammeln können, auch ein Börsengang soll geplant sein. Nichtsdestotrotz beschweren sich weiterhin viele Künstler darüber, dass für sie zu wenig Geld abfällt. Wie viel von den Streaming-Einnahmen wirklich für die Musikschaffenden übrig bleibt, erfahrt ihr hier.