Halbzeitbilanz

25 der besten Alben aus dem 1. Halbjahr 2018


Der erste Rückblick auf das Jahr 2018: Diese 25 Alben gehen uns nicht mehr aus dem Kopf. Wir wagen mal die Prognose, dass hier so einige Jahrescharts-Anwärter dabei sind.

Die erste Hälfte des Jahres 2018 hätten wir geschafft. Für uns ein guter Grund, um auf die vergangenen sechs Monate zurückzublicken und bereits jetzt auszuloten, welche Alben in der Liste unserer Platten des Jahres landen können. An Kandidaten mangelt es wahrlich nicht. Doch auch das zweite Halbjahr hat so einiges zu bieten – auf welche Platten wir uns freuen, könnt Ihr hier nachlesen.

Courtney Barnett – TELL ME HOW YOU REALLY FEEL

Courtney Barnett, die Kronprinzessin des Slacker-Rock, hat ihren Sound bereits sehr früh gefunden. Daher ist TELL ME HOW YOU REALLY FEEL kein „schwieriges zweites Album“, sondern eher wie eine Zwischenbilanz.

 

 

 

Drangsal – ZORES

Das One-Trick-Pony hat Fliegen gelernt: Drangsal wird mit seinem stringenten, aber durchaus eklektischen 80s-Stilmix auf ZORES zum Popstar der Stunde.

 

 

 

Mouse on Mars – DIMENSIONAL PEOPLE

Die Konzept-Elektroniker geben den Raum frei, die rund 50 Gastmusiker – darunter Justin Vernon und die Dessners – nutzen das aus. Ein Jahr lang hielten Mouse On Mars in ihrem Studio im „Funkhaus Berlin“ die Türen offen. Schritt für Schritt entstand DIMENSIONAL PEOPLE, das abenteuerlichste Werk dieser an Abenteuern reichen Diskografie.

 

 

Hinds – I DON’T RUN

Der Titel ihres zweiten Albums I DON’T RUN ist eine Ansage im doppelten Sinn: Zum einen texten Hinds, ganz auf Konfrontation mit ihren Hatern gebürstet, kritischer als bisher – und zum anderen haben sie es immer noch nicht eilig. In dieser Garage mag niemand den Putz von den Wänden hauen; lieber sabotieren Hinds sonnige Indie-Pop-Songs wie gehabt mit ihren quäkigen Anti-Harmonien, ziehen das Tempo an, wenn ihnen danach ist, und setzen sonst auf Melodien mit Schlaf in den Augen und Westcoast-Wärme im Herzen.

Jon Hopkins – SINGULARITY

SINGULARITY ist, seinem Titel zum Trotz, soundästhetisch der Zwillingsbruder von IMMUNITY. Wäre es das Debütalbum eines neuen Künstlers, oder wäre IMMUNITY nie veröffentlicht worden, wir würden angesichts dieses Albums schreien vor Glück. So aber muss sich Jon Hopkins an sich selbst messen lassen, und SINGULARITY bleibt vorerst das gute Album nach dem Meisterwerk.

 

 

DJ Koze – KNOCK KNOCK

DJ Koze Speech von Arrested Development, Kurt Wagner von Lambchop, José González, Róisín Murphy, Justin Vernon. Sie alle – und noch mehr – tauchen auf den Tracks von KNOCK KNOCK auf, sie dürfen sie selbst sein, aber sie geraten in diesen Koze-Strudel, der ihre Stimmen in diese unwirkliche Pampa-Welt entführt. Hier ist House psychedelisch, Funk ambienthaft, Pop unnahbar, Folk verloren, Shoegaze sexy.

 

 

Preoccupations – NEW MATERIAL

Die kanadischen Düsterboys sind jetzt noch düsterer. Aus der dunklen Postpunk-Urmasse formen Preoccupations NEW MATERIAL, aus dem moderne Dystopien sind.

 

 

 

Sam Vance-Law – HOMOTOPIA

Sam Vance-Law Es war klar, dass die Arrangements sitzen würden: Konstantin Gropper von Get Well Soon hat mitgeholfen. Zu erwarten war auch, dass die dunkle Stimme von Sam Vance-Law einen Song tragen kann. Was aber wirklich begeistert, ist die Pop-Sensibilität, mit der dieser Debütant durch seine selbstironischen Songs auf HOMOTOPIA über das Schwulsein im Jahr 2018 führt.

 

 

Superorganism – SUPERORGANISM

Superorganism Eine Teenagerin, frisch aus Japan nach London gezogen. Ein paar britische Nicht-mehr-ganz-jung-Musiker, die mal in einer Mod-Band gespielt haben. Computernerds. Ein Grafikdesigner. Was da von einem Haus in der britischen Hauptstadt aus operiert, klingt wie der Plot eines Nick-Hornby-Romans. Doch wo bei ihm eine so zusammengesetzte Band vermutlich grandios scheitern würde, gehören Superorganism zu den Newcomern des Jahres. Das Londoner Pop-Kollektiv löst auf seinem Debütalbum die Versprechen ein, die die Vorab-Singles gaben.

 

 

Arctic Monkeys – TRANQUILITY BASE HOTEL + CASINO

Die größte Gitarrenband ihrer Generation hat für ihr sechstes Album TRANQUILITY BASE HOTEL + CASINO die Gitarren einer freiwilligen Selbstkontrolle unterzogen zugunsten von Barock-Pop.

 

 

 

And The Golden Choir – BREAKING WITH HABITS

Wie auf diesem ersten Album gelingt es Siebert auch auf BREAKING WITH HABITS, den Chor aus vielen eigenen Stimmen einzubetten in ein pastöses Gebilde aus engelsgleichen Melodien, federleichten Harmonien und himmlischen Arrangements. Das Erstaunliche – und da mögen Siebert seine vergangenen, musikalisch nahezu diametralen Erfahrungen in Postrock- und Diskurs-Bands helfen – war und ist auch auf BREAKING WITH HABITS wieder, dass dermaßen unerhörter Wohlklang nicht direkt im Kitsch versinkt.

 

 

Nils Frahm – ALL MELODY

Frahms siebtes (Solo-)Album ALL MELODY erzählt auch eine Geschichte darüber, dass das Umfeld, in dem Kunst entsteht, einen entscheidenden Einfluss auf diese Kunst hat. Musik ist halt mehr als nur die Aneinanderreihung von Tönen. Frahm hat sich im historischen „Funkhaus“ in Berlin ein neues Studio eingerichtet, das viel Raum zwischen den holzvertäfelten Wänden lässt für vintage und selbst gebaute Instrumente.

 

 

Dream Wife – DREAM WIFE

Dieses Debütalbum verführt, es enttäuscht nur kurz und zieht einen dann wieder in den Bann. Dream Wife rocken mit treibend-peitschender Gitarre, als gäbe es kein Morgen, politische Statements inklusive: „I am not my body, I am somebody.“ Die Riot-Grrrl-Anleihen hört man überklar und doch hat das alles einen Pop-Moment, als hätte jemand in seiner Jugend ganz viel Spice Girls gehört. Feministisch und dabei sexy sein, das geht eben doch. Spätestens beim dritten Song ist es passiert: Man will mehr, nächtelang mit Dream Wife durchrocken, nie mehr auseinandergehen.

 

Tocotronic – DIE UNENDLICHKEIT

Erleben Sie aus nächster Nähe, wie die Rockmusik sich vielleicht zum letzten Mal aufbäumt! Auf ihrem zwölften Album, DIE UNENDLICHKEIT, erinnert sich die 25 Jahre alte Band Tocotronic an jugendliche Erweckungserlebnisse und setzt ungeahnte Kräfte frei.

 

 

 

Shame – SONGS OF PRAISE

Shame40 Jahre nach den Sex Pistols ist Punk für viele nicht mehr als ein Mode-Witz, dessen zerfranste Devotionalien zu Ausstellungsstücken geworden sind. Und das UK wird von der nächsten weltfremden Tories-Regierung in die Scheiße geritten. Genau in diese angespannte Zeit platzen Shame mit ihrem Debüt SONGS OF PRAISE und beweisen, dass Musiker Missstände immer noch pointierter anprangern können als machtgeile Politiker.

 

 

Isolation Berlin – VERGIFTE DICH

Doch, man muss das schreiben, obwohl es ganz schlimm klebrig klingt: Wenn es momentan eine Band schafft, Menschen durch ein mitteljunges Großstadtleben zu begleiten, dann ist das Isolation Berlin. Denn was wir auch anstellen mit unseren Zwanzigern: Tobias Bamborschke und Band sind schon dort. Die Könige der Kneipenlyrik ziegen auf VERGIFTE DICH, dass sie nicht nur Postpunk und No Wave, sondern auch Kunstlied können.

 

 

Car Seat Headrest – TWIN FANTASY

Remake? Remodel? Oder die Bewältigung einer bereits bewältigten Vergangenheit, worum geht es hier denn nun? Will Toledo, besser bekannt unter dem Künstler-/Bandnamen Car Seat Headrest, hat die Songs seines 2011er-Albums TWIN FANTASY noch einmal aufgenommen, im vollen Ensemblesound, mit der Power der vielen Gitarrenherzen und dem Studio-Equipment, das damals noch außerhalb der Diskussion stand.

 

 

Rhye – BLOOD

Während der zahlreichen WOMAN-Shows der vergangenen Jahre ist Milosh aufgefallen, dass es live nicht schadet, auch mal mit Druck zu arbeiten. Und so pumpt BLOOD zwar nicht aus den Boxen, aber es lädt doch häufiger zum Tanz ein als der Vorgänger.

 

 

 

The Sea And Cake – ANY DAY

ANY DAY steht jetzt als eine andere Art von Pop da, was zum einen an der trockenen Produktion und dem organischen Klang liegt, zum anderen an den Texten, die Sam Prekop singt, die wie ein weiterer Soundbaustein zwischen Prewitts raffinierte Gitarrenmelodien fallen.

 

 

 

Beach House – 7

Wer dem Duo aber anlässlich seines neuen Albums 7 einen Besuch abstattet, dürfte sein psychoaktives Wunder erleben. Beach House spielen 7 alle Facetten ihres Dream-Pop-Repertoires aus: Fifty Shades of Nachtblau, diesmal auch fluoreszierend.

 

 

 

Die Nerven – FAKE

Das neue Album der Stuttgarter zeigt kreativen Abrieb, aber auch Lust an den Extremen. Bleierne Sichtungsversuche zwischen Hardcore, Noise und Kraut-Ballade.

 

 

 

Khruangbin – CON TODO EL MUNDO

KhruangbinAuf seinem zweiten Album, CON TODO EL MUNDO, reichert das Trio aus Texas seine Weltmusik zwischen Surf-Sound, (Thai-)Funk und Soul mit Klangelementen aus dem Mittleren Osten an.

 

 

 

Goat Girl – GOAT GIRL

Goat Girl sind der letzte Neuzugang der Southerners; das Quartett setzt auf GOAT GIRL dem frisch geduschten Indie-Pop dieser Tage den beißenden Gestank einer Musik entgegen, die wir zwischenzeitlich fast vergessen hatten.

 

 

 

David Byrne – AMERICAN UTOPIA

„I Dance Like This“ – die kleine Piano-Etüde zum Empfang ist keine 50 Sekunden alt, da haut’s den Troubadour der Erzählung schon das erste Mal aus der Bahn, der 65-jährige Sänger verwandelt sich in eine ratternde Gesangsmaschine, die einen Kunstmusik-Punkrock durchfräst, der so wenig tanzbar ist wie nur irgendwas. So in die Extreme geht keines der neun weiteren Stücke auf dem neuen Soloalbum des Talking-Heads-Gründers und Art-Pop-Weltmeisters, seinem ersten seit satten 14 Jahren.

 

 

Jenny Wilson – EXORCISM

Jenny Wilson thematisiert auf ihrem fünften Album, EXORCISM, sexuelle Gewalt samt ihrer Folgen und das so explizit, dass es wehtut. Erst sei die Musik entstanden, meist düsterer Elektro, Industrial, viel Synthesizer und schwere Beats, erst dann die Texte – manisch, wie sie sagt. Neun Songs klingen wenig, wirken hier aber wie eine Ewigkeit.

 

 

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Unsere 50 besten Platten des Jahres 2017 waren übrigens diese hier.

Ihr wollt wissen, was 2018 der Plattenladen noch so für Euch bereit hält? Kein Problem: Diese neuen Alben werden dieses Jahr noch erscheinen oder wurden bereits veröffentlicht.