5 Dinge, die deutsche Festivals vom dänischen Roskilde lernen sollten


Keine musikhassenden Securitys, dafür geiles Essen – was große deutsche Festivals sich noch abschauen können.

Am Wochenende ging in Dänemark das Roskilde-Festival zu Ende. Über eine Woche lang wurden sechs Bühnen von dänischen Newcomern und internationalen Größen wie Neil Young, LCD Soundsystem und Grimes bespielt. Doch auch außerhalb des Line-ups, das anderorts gleich für zwei Festivaljahrgänge reichen würde, hat das Roskilde-Festival durchaus Vorbildfunktion.

Diese fünf Dinge sollten sich andere Festivals vom Roskilde abschauen:

1. Freundliche Service-Kräfte

Roskilde-Securitys bei der Arbeit
Roskilde-Securitys bei der Arbeit

Der durchschnittliche Security-Mitarbeiter im Festivalbetrieb ist Anfang 40, männlich, hasst Musik und hat letzte Woche Job und Freundin verloren, weshalb er einen sogar böse anschaut, wenn man alles richtig macht. Nicht so beim Roskilde: Hier treffen etwa 100.000 zahlende Besucher auf 30.000 freiwillige Mitarbeiter, sprich: Jeder, der am Einlass die Bändchen kontrolliert, tut das mit der Gewissheit, irgendwann während des Festivals ein paar Konzerte als normaler Besucher schauen zu können. Und nicht nur das, auch die Regeln sind lockerer. Zwei Biere pro Leber sind erlaubt, wer mehr dabei hat, muss sie abgeben – wird aber wenigstens nicht angeschnauzt.

2. Keine lästige Werbung

 

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Ganz ohne Werbung kommt auch das Roskilde nicht aus: Zumindest das Logo des dort vertretenen Bierherstellers sieht man dann und wann. Doch das war’s im Prinzip auch schon: Keine Plakate, keine gesponserten Bühnen, keine lauten Filmtrailer auf den Bildschirmen, wenn gerade alle auf den Headliner warten.

3. Gute Küche

In Dänemark gibt es zwar noch kein Handbrot, aber das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass das Essen im Schnitt immer noch besser ist als im Festival-Durchschnitt. Solltet ihr auf dem Roskilde jemals hungrig an einem Chili-Stand vorbeikommen, stellt euch auf der Stelle an. Es wird sich lohnen. Weitere Highlights: Breakfast-Rolls, die Pizza, Pulled-Pork-Burger.

4. Partys auf dem Zeltplatz

Wer auf dem Zeltplatz die Boxen hat, hat auch die Macht – leider Gottes sind das häufig Leute, die das hier für gute Sechs-Uhr-Morgens-Unterhaltung halten. Das Roskilde hat vorgesorgt und auf Teilen des Zeltplatzes regelrechte Kanzeln aufgestellt, vor denen man nach den Konzerten noch zu Chart- und Indie-Hits tanzen kann. Besonders schön: Vor einer der Bühnen gibt es einen langen LED-Screen, auf den man per SMS Grußbotschaften (oder einfach nur Unfug) senden kann.

5. Feiern für eine bessere Welt

 

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Die Betreiber des Roskilde-Festivals spenden die jährlichen Gewinne des Events. Seit 1971 wurden laut eigenen Angaben über 36 Millionen Dollar an Ärzte ohne Grenzen, Amnesty International und dem WWF gespendet. Neben den großen Namen des Engagements unterstützt das Festival auch kleinere Kulturprojekte oder Labels. Das Roskilde ist ein Non-Profit-Festival und bekommt trotzdem regelmäßig die größten Acts auf die Bühnen. Vorbildlicher geht es nicht.

Bonus:

Es gibt eine eigene Lounge für Pfandsammler. Überdacht, nicht am Arsch der Welt und mit Gratis-Kaffee für die Leute, die den beschissensten Job auf dem Festival haben.

 

Andreas Meixensperger
Andreas Meixensperger
Andreas Meixensperger