9 Songs, die das vergangene Filmejahr bereichert haben


Hier zeigen wir Euch, welche Songs das Filmjahr 2013 bereichert haben.

Was der kluge Leser bereits weiß und was dem unwissenden nun wie Schuppen von den Augen fällt: Das ME vor ME.Movies steht für Musikexpress (like d’uh). Deshalb – und obwohl die Zeit für „Best Of 2013“-Retrospektiven langsam vorbei scheint – widmen wir uns dem vergangenen Filmjahr von neuer Warte aus: dem Schnittpunkt zwischen Film und Musik. Ohne weitere Vorrede, neun Songs aus neun Filmen, die das letzte Filmjahr bereichert haben.

12 Years A Slave

Wer sich fragt, wieso Steve McQueens (nicht DER Steve McQueen, der andere) Sklavereidrama bereits bei den Golden Globes gewann und als einer der großen Oscar-Kandidaten geführt wird – einfach in den nächsten Wochen ins Kino gehen und von dem bewegenden wie brillanten Film überzeugen lassen.

In musikalischer Hinsicht legt sich meist die aufgeregte europäische Tanzmusik des 19. Jahrhunderts als beherrschender Klang über die Szenen, wenn der in den Süden verschleppte Schwarze Solomon Northup zur Belustigung des Publikums auf einer Violine spielt. Bis Solomon, resigniert von seinem eigenen Schicksal, geschlagen von den täglichen Grausamkeiten und dem allgegenwärtigen Schmerz, zögernd in den Gospel „Roll, Jordan, Roll“ einstimmt. Um sich anschließend inbrünstig in dem Moment der Transzendenz zu verlieren. Gänsehaut pur!

Frances Ha

Ja, wir wissen, dass Greta Gerwig die etwas träumerische und sehr viel stärker an Woody Allen erinnernde Version von Lena Dunhams „Girls“-Hipstertum abfeiert. Aber Gerwig und Noah Baumbach treffen den Zeitgeist und finden Wahrheiten im Kosmos der dauersuchenden Twenty-Something-Generation, die berühren.

Nachdem „Modern Love“ bereits den Trailer beschallte und den Schwarz-Weiß-Bildern einen zeitloseren Anstrich verlieh, ertönte Bowies Hymne auch im Film. Frances (Gerwig) hüpft verspielt durch die Straßen – ein Kopfnicken in Richtung Leo Carax’ „Die Nacht ist jung“ – vollkommen zufrieden in diesem speziellen Moment. Ein Coub-User hat für uns die 10 Sekunden purer Filmgenialität im Loop herausgerarbeitet und Bowie daruntergelegt.    

Spring Breakers

Ohne Frage: Harmony Korine, Skandalkünstler und eines der letzten verbliebenen „enfants terribles“ des amerikanischen Indie-Kinos, überraschte mit seinem Generationenporträt. Den einen zu zahm und inhaltsleer in seiner saccharinen Clip-Ästhetik, den anderen zu subtil in seiner subversiven Kritik an hedonistischer Jugendkultur.

Doch wenige andere Szenen seines quietschbunten Trips ins Herz der amerikanischen Dunkelheit bringen seinen Anspruch besser auf den Punkt als James Francos Intonation des Britney-Spears-Klassikers „Everytime“: „Spring Breakers“ als eine mit Kitsch gefüllte Moet-Flasche, die als Molotov-Cocktail in das Schaufenster der gegenwärtigen Popkultur geschleudert wird. Denn schließlich ist Spears laut Drogendealer Alien “one of the best singers of all time and an angel if there ever was one on this earth”. Zumindest hebt es sich gekonnt vom Skrillex-Dubgewitter ab.  

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Only God Forgives

Man kann von der zweiten Kollaboration zwischen der nordischen Regiewundertüte Nicolas Winding Refn und dem Mann mit dem Welpenblick, Ryan Gosling, halten was man möchte: überzogener und küchentischpsychologischer Arthaus-Käse mit dem Erzähltempo des Kontinentaldrifts oder brillanter und hypnotischer Bilderrausch über Sünde und Vergebung.

Eines lässt sich jedoch nicht leugnen: Der zentrale Karaoke-Song des thailändischen Todesengels, vorgetragen im Plüschambiente, besitzt jene süßliche Melancholie, die in Asien allgegenwärtig scheint. Siehe: jeder einzelne Wong-Kar-Wei-Film. Hier – zwischen erstarrten Polizisten und Amüsierdamen – wird der schwermütige Liebessong zum Soundtrack des Unheimlichen, nachdem wir die Gewaltexplosionen davor miterleben durften.

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Top Of The Lake

Ein Stück weit nimmt sich Jane Campions düstere Krimiserie wie „ Twin Peaks“ auf Crystal Meth aus: Ein Verbrechen in der vermeintlich idyllischen Provinz legt den Blick auf die korrupte und verwachsene Moral frei, Gewalt und eine allgegenwärtige Bedrohung simmern hinter der malerischen Kulisse.

Es ist deshalb einer der erhellendsten Momente, wenn die australische Pop-Fee Georgi Kay ihr Cover von Björks „Jóga“ anstimmt. Bereits zuvor geisterte Kay gemeinsam mit den feministischen Aussteigerinnen durch die Szenerie, ihr sanftes Gitarrengeklimper fügte sich in die Textur der Bilder zwischen Schönheit der Natur und Hässlichkeit der Menschen. Den Song gibt es leider nicht als Original-Clip, hier aber zumindest die Audioversion (mit zugegebenermaßen schrecklichem Kitsch-Photoshop-Massaker). Als Song, mit dem die letzte Folge der Serie eine besonders verstörende Magie erhält, eine Nominierung wert.

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The Wolf Of Wall Street

Abgesehen davon, dass Martin Scorsese und sein PR-Team einen Preis erhalten sollten für die beste Verwendung eines aktuellen Popsongs im Filmtrailer für die „Hell Yeah“-Stimmung zu Kanye Wests „Black Skinhead“, ziert den gesamten Film eine wunderbare Songauswahl. Einmal ganz abgesehen von Leonardo DiCaprios sehenswerter Leistung im dreistündigen Wirtschaftskrimi/White Collar-Criminal-Biopic/Kulturporträt.

Einer der unbestrittenen Favoriten bleibt dennoch die entscheidende Schiffsszene: Leo und Anhang müssen nach Italien, die Yacht scheint dem Wetter aber nicht gewachsen, die Katastrophe im besten „All Is Lost“-Stil ist zum Greifen nahe. Und dann setzt Umberto Tozzis italienische Schlagerversion von „Gloria“ ein. ‚Nuff Said!

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Bling Ring

Den Trailer haben wir bereits mehr geliebt als eigentlich nötig: Emma Watson einerseits, Sleigh-Bells-Sound andererseits. Der Film selbst blieb zwar eher als weniger pointierte Arbeit am selben Themenkomplex wie Korines „Spring Breakers“ in Erinnerung – Teens im moralischen Niemandsland aus Konsum, Markenfetisch und Dauerparty – der Soundtrack hatte es aber fraglos in sich.

Eine der erinnerungswürdigsten und am besten funktionierenden Szenen liefert die Club-Partyszene zu Azelia Banks‘ „212“, die ja auch hinlänglich meme-mäßig ausgeschlachtet wurde und die Tumblr-Feeds verstopfte. Doch eines hatte Sofia Coppolas „Bling Ring“ mit der New Yorker HipHop-Hoffnung Banks gemein: große Erwartungen, die mit großer Lässigkeit unterlaufen wurden. Dafür durften wir Emma Watson beim Tanzen zusehen. 

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I Used To Be Darker

Das Indie-Drama lief hierzulande mit wenig Aufhebens an und drohte trotz Januar-Film-Flaute ein wenig unterzugehen. Schade, denn das unaufgeregte und leise Drama über die junge Taryn, die der Liebe wegen in die USA geht, um dort bald auf sich alleine gestellt zu sein, ist eindrucksvoll: tolle Hauptdarstellerin, exzellenter Soundtrack.

Eine der herausstechendsten Szenen des nach dem Bill-Callahan-Song benannten Films: Hauptdarsteller Ned Oldham, im echten Leben Teil der Neo-Americana-Band The Anomoanon, spielt hier die Liebesballade „One That Got Away“. Wunderbar in der statischen Einstellung eingefangen, fügt sich der Song perfekt in die lakonische Stimmung der Orientierunglosigkeit und der Sehnsucht. Das Ende rundet die Szene großartig ab.

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Inside Llewyn Davis

Die Liste könnte gar nicht vollständig sein ohne einen Hinweis auf den neuesten Geniestreich der Coen-Brüder. Nachdem die musikalische Renaissance der Sechziger bereits in vollem Gange ist, fügt sich die perfekt gewählte Musik des herausragenden Loser-Porträts scheinbar nahtlos in die post-milleniale Befindlichkeit: Winter im grauen New York.

Nachdem bei den Golden Globes der Song „Please, Mr. Kennedy“ gefeatured wurde – Pop-Promi-Unterstützung von Justin Timberlake macht es möglich – wäre eigentlich „Hang Me, Oh Hang Me“ unser Favorit. Endlich rechtfertigt Llewyn (Oscar Isaac) die bisherige Arschigkeit seines Verhaltens mit einem Aufblitzen seines Genies, während Isaac seine herausragende Stimme präsentiert. Das Original aus dem Film haben wir leider nicht gefunden, deshalb gibt es einmal einen Auftritt von Marcus Mumford und Oscar Isaac, bei dem sie den von Davae Van Ronk bekannt gemachten Song spielen. Als zweite Version liefern wir einfach und ohne wirklichen „Llewyn Davis“-Bezug die Cover-Version von „ Grizzly Bear“ Daniel Rossen.

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