Abgezockt


Preisfrage: Was ist der einzige Unterschied zwischen dem Musikbusiness und der Mafia? Antwort: Bei der Mafia singen nur die Verräter. ME/Sounds zeigt, wer wen über den Tisch zieht.

ELVIS PRESLEY vs. ARTHUR .BIG BOY* CRUDUP. Der „King‘ schmückte sich mit fremden Kronen: Seine erste Single „That’s Allright, Mama“ war eiskalt von dem Blues-Veteranen Arthur „Big Boy“ Crudup abgekupfert. Cover-Versionen waren auch 1954 nichts Ungewöhnliches, nur Crudup bekam nie auch nur ein Scheinchen für seine Urheberrechte. Allerdings entsprach derlei Tun dem Zeitgeist der Fünfziger: Vornehmlich schwarze Musikanten wurden vom „weißen“ Musikbusiness ausgebeutet; traurige Berühmheit erlangte dabei die Chikagoer Plattenfirma Chess, die Bluesgrößen wie Muddy Waters, Willie Dixon und Bo Diddley nach Strich und Faden betrog. Die Moral von der Geschieht‘: Elvis starb übergewichtig und reich, bei Crudup reichte es allemal für ein Armenbegräbnis.

FLEETWOOD MAC vs. CLIFFORD DAVIES. Den Witzbold im feinen Anzug mimte der ehemalige Fleetwood Mac-Manager Clifford Davis, als ihm die dicken Felle davonschwammen: Sein Vertrag mit der millionenschweren Band neigte sich ohne Chance auf Verlängerung dem Ende zu, er suchte die Rettung in einer kuriosen Idee. Kurzerhand stellte er eine neue Band zusammen, taufte sie naßforsch auf den gut eingeführten Namen und schickte sie ins Studio und auf Tour. Vor dem Kadi hatte Schlimmfinger Davis letztendlich das große Nachsehen: Richter Lord Denning schlug sich auf die Seite der Original-Mocs. Begründung: Trommler Mick kam mit dem strittigen Namen schon zur Welt.

MICHAEL JACKSON vs. LUDWIG VAN BEETHOVEN. Daß auch Klassiker ihren Preis haben, erfährt augenblicklich Michael Jackson. Streitobjekt: Ein unlizensiertes Sample von Beethovens Neunter, eingespielt vom Cleveland Orchestra. Der selige Ludwig van betrachtet die Dinge zwar bekanntlich aus der Regenwurmperspektive, die

besagte Kapelle erfreut sich hingegen bester Gesundheit und zog behende vor Gericht. Streitwert: Sieben Millionen Dollar. Ironie des Schicksals: Sowohl Original als auch Michael Jacksons Sample sind bei Sony erschienen. Happy End: Sony hat sich zähneknirschend bereit erklärt, die lästige Runde zu schmeißen.

FISH vs. EMI. Opfer des Kleingedruckten wurde 1982 Fish: Mit einer „Leaving Member Clause“ stoppte EMI nahezu seine Karriere, kürzte Tantiemen und halbierte den Vorschuß. Zudem wollte der Plattenmulti Fishs Kooperation mit Tony Banks verhindern, doch Marillions Schwergewicht bot den linken Machenschaften die breite Stirn: Er zog vor Gericht — und verlor. Erst eine Zahlung von 400000 Pfund erlöste ihn aus dem Knebelvertrag: Fish: .Mehr, als ich jemals mit Marillion verdient habe.‘ PETE TOWNSHEND vs. ALLEN KLEIN.

Manager Allen Klein machte sich bei The Who hörbar unbeliebt: Den Song „Lazy Fat People“ widmeten die Briten ihrem Lieblingsfeind. Ihre Beziehungen zur Manager-Gilde standen allgemein unter einem schlechten Stern: Auch von Helmut Gorden, Chris Stamp und Kit Lambert trennte man sich im Streit. Klein schaffte seinerzeit die „Tommy“-Milliönchen auf die Seite, nur Townshend ließ sich nicht hereinlegen. Er erhielt außergerichtlich zumindest einen Teil zurück: Fast eine Million britische Pfund wechselten 1977 den Besitzer.

STING vs. RICHARD BRANSON/ VIRGIN. Als ein namenloser Sting sich 1976 mit Police in die Obhut von Virgin-Music begab, herrschte auf beiden Seiten eitel Sonnenschein. Der weltweite Single-Erfolg des Trios mit „Roxanne“ bereitete der glücklichen Zweisamkeit jedoch ein jähes Ende: Der ohnehin großzügige Vertrag schien dem geschäftstüchtigen Police-Bassisten nicht mehr erquicklich genug, unter dem Motto „Mehr Cash, oder ich gehe“ traf man sich vor Gericht. Mit zweifelhaftem Erfolg: Zwar mußte Virgin tatsächlich bluten, doch Gerichtskosten in Höhe von 150000 Pfund trübten den Siegestaumel des Polizisten doch erheblich.

KISS vs. BILL AUCION. ,So dreist leimen läßt man sich wohl nur einmal in seinem ganzen Leben“, resümiert die längste Zunge des Rock’n’Roll, Gene Simmons, die Jahre ihres unaufhaltsamen Aufstiegs. Bill Aucoin hieß der umtriebige Manager, der die Maskierten in der Zeit ihres größten Erfolgs um einen gehörigen Teil des erspielten Geldes brachte. Bis 1981 hielt der findige Amerikaner seine schützende Hand über die dollarspuckende Hitfabrik und sicherte sich dabei den Löwenanteil des großen Geldes, während die Band erheblich kleinere Brötchen backen mußte. Ihr Trost am Rande: Nach der Trennung von Kiss war der blonde Wirrkopf Billy Idol der nächste, der kräftig von Bill Aucoin gemolken wurde.

UNTER HAIEN ALLEN KLEIN vs. BEATLES, ROl-LING STONES. Parade-Abzocker Allen Klein machte sich auch bei Beatles und Stones unbeliebt. Als Manager beider Bands arbeitete der Finanz-Guru vornehmlich in die eigene Tasche, wurde jedoch per Gerichtsbeschluß gestoppt.

ELTON JOHN vs. DICK JAMES MUSIC. Keine falsche Bescheidenheit: Elton John erstritt 1985 Tantiemennachzahlungen aus der Anfangszeit seiner Karriere. Dick James Music mußte zahlen, Elton John konnte sich endlich eine Haartransplantation leisten.

JIMI HENDRIX vs. ALAN DOU-GLAS. Der Maestro war tot, Leichenfledderer Douglas fummelte Hugs unveröffentlichte Demos zu .neuen“ Hendrix-LPs zusammen. Eine Nachzahlungsklage von Hendrix-Senior AI und Ex-Trommler Milch Mitchell bereitete dem Spuk ein Ende.

AEROSMITH vs. DAVID KREBS.

Immer benebeil ließen sich Aerosmith über den Tisch ziehen: Ihr damaliger Manager David Krebs stellte die „Bad Boys“ mit Drogen ruhig. Das Ausmaß der Betrugs erkannten sie erst 1985 mit wieder klarem Blick, man einigte sich auf einan außergerichtlichen Vergleich.

WHAM! vs. INNERVISIONS.

Überstürzte Vertröge wurden Whaml zum Verhängnis, ihr Plattenlabel Innervision zahlte ihnen lächerliche Prozente. Erst Manager Simon Napier-Beil befreite die Greenhorns aus den Klauen – Abzocker.