Alben der Woche: 5. bis 11. März 2012


Die Neuerscheinungen der Woche. Unter anderem mit Wallis Bird, Michael Kiwanuka und The Dashwoods.

Album der Woche:
Kiwanuka, Michael – Home Again

„So, jetzt erst mal hinsetzen. Gönnen Sie sich eine Zigarette, einen Kaffee oder Tee, etwas anderes oder gar nichts. Aber setzen Sie sich hin, schalten Sie mal ab und lassen Sie dieses Album in Ruhe auf sich wirken. Sie haben es verdient und das Album hat es auch. Michael Kiwanuka kommt auf leisen Sohlen daher. Selbst von einer vierköpfigen Band, die seine Auftritte begleitet, lässt er sich nicht aus der Reserve locken. Der Newcomer aus London ist nicht so wie andere Musiker, die von der britischen Musikindustrie ins Rennen geschickt werden. Nichts an ihm schreit an, ihm eilt kein Image voraus. In seiner Biografie stehen keine Dinge, die auf einen Spektakel-Künstler hinweisen. Der Mann ist real. Das merkt man sofort, wenn „Tell Me A Tale“ ertönt. Akustikgitarre, ein Drummer mit Jazzbesen, Flötenspiel, ein kurzer Bläsersatz und Streicher als Untermalung im Refrain, und ein Outro mit Saxofon kommen zum Einsatz. Michael Kiwanuka ist kein Minimalist, aber er achtet darauf, dass er nicht zu dick aufträgt. Selbst in diesem Opener nicht, der zu den üppiger arrangierten Ausschnitten auf diesem Debüt zählt“ (ME-Autor Thomas Weiland).

B
Bird, Wallis – Wallis Bird
Thomas Weiland schreibt: „Gut, das ist jetzt nicht unbedingt eine Be­grüßung, mit der man sich Freunde macht. „You don’t know shit“, singt einem Wallis 
Bird gleich zu Beginn des Albums ins Stammbuch. Dazu zupft sie harmlos klimpernd auf der Gitarre, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Durch den Hintergrund schabt sich irgendwas sehr Metallisches, sehr Verhalltes, sehr Bedrohliches. Dann noch mal, unterstützt von einem fiesen, roboterhaften Männerchor: „You don’t know shit“. Ein einsames Klatschen, noch mehr Akustikgitarre, ein bisschen Rumheulen, Ende. „Dress My Skin And Become What I’m Supposed To“ ist der erste Song von Wallis Bird, dem dritten Album der irischen Sängerin und Gitarristin, der mit dem längsten Titel und auch gleich der Beste. Der Rest klingt allzu oft wie Straßenmusik, die ins große Stadion will. So wie in „Encore“, das sich kraftvoll gibt wie die mittleren U2, und „Who’s Listening Now?“, in dem 
Wallis Bird die Rockröhre auspackt. Oder „But I’m Still Here, I’m Still Here“, der zweitbeste Song mit dem zweitlängsten Titel, der wie eine Folk-Ballade tut, sich dann, kurz bevor er das unvermeidliche Pathos entwickeln müsste, lieber unentschlossen ins Nichts verflüchtigt. Wallis Bird spielt mit den Versatzstücken des Mainstream-Rock, aber hat Probleme, sich auf dessen Gesetze einzulassen. Das klingt zwar oft spannend, noch öfter jedoch sehr unentschlossen.“

Black Light – Discipline Against Each Other

D
Dashwoods, The Mirage EP

G
Gary – Hey Turtle, Stop Running!

M
Mia. – Tacheles
„Eigentlich müssten sie als Menschen wie Musiker längst schrecklich erwachsen sein. Schließlich sind sie Familienväter, hatten private Schicksalsschläge zu verkraften, mussten 15 Jahre bundesdeutsche Unterhaltungsindustrie überstehen. Dinge, die prägen, die die Menschen nihilistisch, bissig und zynisch machen können. Außer bei Mieze & Co., die auch auf ihrem fünften Werk so naiv, verspielt und überdreht klingen wie ein Rudel Teenager auf Klassenfahrt. Die weiter an der Schnittmenge aus Synthie-Pop und Rockgitarren operieren, an Depeche Mode, Blondie, Yazoo und zig New-Romantics-/New-Wave-Bands erinnern, weder kitschige Liebeslieder noch kindliche Schüttelreime scheuen, ganz ungeniert von Liebe, Lust und Leidenschaft singen und zum ausgelassenen Balztanz wie zum Avantgarde-Art-Happening bitten. Weil alles Pop und Pop alles ist, weil erlaubt ist, was Spaß macht. Weil einem nichts peinlich sein muss, und man sich ruhig mal ein paar Totalausfälle erlauben kann. Insofern ist in Sachen Attitüde und Ambition bei MIA. alles im grünen Bereich. Der Rest erweist sich – wie so oft – als reine Geschmackssache“ (ME-Autor Marcel Anders).

O
O’Connor, Sinéad – How About I Be Me (And You Be You)

P
Palminger & 440 Hz Trio, Jacques

R
Revolver –Let Go

S
Sandé, Emeli – Our Version Of Events

Stranglers, The – Giants