Blondie


DASS SIE EINES TAGES WIEDER IN KLEINEN CLUBS auftreten würden, hätten sich die vier New Yorker von Blondie niemals träumen lassen. Dabei erweist sich die Entscheidung, nach löjähriger Bühnen-Abstinenz zunächst vor ihren Hardcore-Fans aufzutreten, als goldrichtig. Schließlich gilt es, sich langsam warm zu spielen und die Songs ihres Comeback-Albums „No Exit“ anzutesten. Dafür bietet das „Melkweg“ mit 1.500 Zuschauern den perfekten Rahmen. Schon seit Wochen ausverkauft, drängen sich in der Halle vornehmlich Altfans, die jeden Song auswendig kennen und in seligen Erinnerungen schwelgen. Schließlich wissen Blondie, wie man Nostalgie verpackt. Ihr 90minütiges Set birgt einen Klassiker nach dem anderen: „Dreaming“, „Hanging On The Telephone“, „Sunday Girl“, „In The Flesh“, „Atomic“, „The Tide Is High“ oder auch „Rapture“. Diese Vitalität gilt vor allem für Gitarrist Clem Burke und Debbie Harry selbst. Während er mit akrobatischen Einlagen glänzt, besticht sie weniger durch ihren Sex-Appeal, als durch die unvergleichliche Art, sich auf der Bühne zu verausgaben. Zunächst etwas steif und reserviert, verfällt sie bei den schnelleren Tracks wie „Call Me“ in wüste Tanzbewegungen und flirtet mit dem Publikum, das es ihr mit lautstarken Liebesbekundungen dankt. Überhaupt könnte die Stimmung kaum besser sein. Die Leute erfreuen sich an den Hits und genießen die schlichte Bühnenshow, die einzig vom Vortrag der Band lebt. Und als Debbie mit „Maria“ die aktuelle Single ankündigt, grölt ein verzückter Zuschauer: „Davon würde ich Millionen kaufen“. Die 53jährige reagiert schlagfertig: „Wie, das würdest du tun? Baby, komm zu Mama!“ Überhaupt haben sich Blondie als Band stark verbessert. Nach zwei Dekaden als reine Session-Musiker vermögen sie heute ein viel kompakteres Set abzuliefern als in ihrer Anfangszeit. Und das scheinen auch die Fans zu wissen. Als mit „Heart Of Glass“die letzte von zwei Zugaben ausklingt, kennt die Euphorie jedenfalls keine Grenzen mehr. Blondie sind Anno 1999 zurück – und wie!