Meinung

Warum die Kritik an Bruno Mars‘ Grammys falsch und überheblich ist


Am Wochenende war Bruno Mars der Abräumer des Abends: Sechs Grammys, drei davon in den Königskategorien „Album of the Year“, „Song of the Year“ sowie „Record of the Year“. Das sorgt bei vielen doch für Unverständnis – auch bei dem ein oder anderen Indie-Musiker. Was haben die eigentlich gegen Bruno Mars? Ein Kommentar.

Kommerz-Mist oder einfach nur Pop-Musik? An dieser Frage scheiden sich im Moment die Geister. In der US-Musikwelt ist eine kleine Grundsatzdiskussion losgetreten worden, nachdem Bruno Mars bei der Grammy-Verleihung in New York am Wochenende der große Abräumer war. Nicht nur für sein Album 24K MAGIC, sondern auch für den Song „That’s What I Like“ erhielt er das goldene Grammophon.

Das wiederum fanden einige Kollegen aus dem Indie-Bereich nicht so toll – um es mal nett auszudrücken. Und auch etablierte Leitmedien wie die New York Times kritisierten die Entscheidung der Jury. Kann man machen, muss man aber nicht. Wenn Fleet-Foxes-Sänger Robin Pecknold Bruno Mars eine „Toys R Us Gap band“ nennt, schwingt da auch ein gewisser arroganter Unterton mit. Der Foxes-Sänger sollte so etwas nicht nötig haben.

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Versteht mich nicht falsch, ich liebe die Musik von Künstlern wie Fleet Foxes und Bon Iver. Aber ich bin auch der Meinung, dass das, was man gemeinhin als „Mainstream-Pop“ regelrecht anprangert und mit Prädikaten wie „alles schlecht“ und „total oberflächlich“ schmückt, durchaus seine Qualität und Berechtigung hat. Ja, auch ich rege mich nur all zu oft über Ungerechtigkeiten, Verflachung und Sexismus in der Musikbranche auf. Und ja, das trifft vor allem auf die Bereiche bzw. Genres zu, die sich meistens auch ziemlich gut, zum Beispiel in persona von Bruno Mars, in den Charts behaupten können. Seine gewonnenen Grammys 2018 aber als ungerechter als sonst zu bezeichnen, ist nicht angebracht.

Böser Pop, guter Indie

Die Auffassung, Pop ist Mainstream und damit irgendwie qualitativ schlechter, Indie hingegen cooler und anspruchsvoller, weil weniger gehört, hält sich schon lange Zeit hartnäckig. Dass dieses simple Schwarz-Weiß-Denken zum einen dem Geist von Indie und Alternative widerspricht, und zudem ziemlich einfältig ist, sollte jedem klar sein. Was ist denn daran so schlimm, dass es eine Taylor Swift oder einen Bruno Mars gibt? Nicht jeder kann die Komplexität von Zwölftonmusik eines Arnold Schönbergs begreifen, genauso wenig muss jeder eine Single von The National musikalisch brillanter finden, als die von Bruno Mars.

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Dabei ist die Musik von Bruno Mars übrigens auch nicht so simpel wie man vielleicht auf den ersten Blick glaubt. Seine Musik ist stilistisch stark geprägt vom Soul und Funk der 80er sowie 90er Jahre.  24 K MAGIC, laut Grammy-Jury „Album of the Year“, ist eine Bricolage und Hommage an die verschiedenen Hip-Hop-Kulturen der 90er, vermischt sich mit Pop und Soul der gleichen Zeit. Alles Einflüsse, die im heutigen Zeitgeist und auch in der Musik einer SZA oder bei Kendrick Lamar eine gewisse Rolle spielen.

Wer hat hier schon einen Grammy verdient?

Bon Iver hat 2011 zwei Grammys gewonnen, die Fleet Foxes waren immerhin einmal nominiert für den Preis. Sie wissen also schon, worüber sie sprechen. Und auch, dass die Jury wohl nicht immer daneben liegt. Was mir aber etwas sauer aufstößt, ist der Zusatz beider über den ihrer Meinung nach verdienten Gewinner.

Aside from Kendrick / SZA /Jay-Z nothing that was nominated was very good in my opinion“, schreibt etwa Pecknold in seiner Insta-Story kurz nach der Preisverleihung. Mir kommt das etwas elitär daher. Was ist mit Lorde, die ebenfalls für das beste Album nominiert war? Ist MELODRAMA auch Pop-Müll? Gewiss nicht.

Falls es Pecknold und Co. entgangen ist: Der hawaiianische Sänger hat bereits vor seinem Grammy-Regen in diesem Jahr insgesamt fünf Mal die Auszeichnung gewonnen. Unter anderem für den Song „Uptown Funk“ mit Mark Ronson. Damals hat sich keiner darüber beschwert, die Entscheidung für Mars sei ein Symptom für den Verfall der Popmusik und Szene. Ob es daran lag, das Mars damals mit Indie-Fellow und Lieblingsproduzent Mark Ronson unterwegs war?

Pop ist für die Massen da

„That’s What I Like“ war vielleicht auch nicht mein „Song of the Year“, die Single als „schlecht“ abzutun ist allerdings unmöglich. Und im Gegensatz zu vielen anderen Stücken von Bruno Mars hat es keine Albernheiten, ist nicht frühpubertär oder sonst was. Es ist einfach Pop. Pop, nach dem die Massen verlangen und zu dem sie in Clubs tanzen.

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