„Das Publikum will James Blunt“


Zehn Jahre waren Portishead weg - und Geoff Barrow macht keinen Hehl daraus, was er von all dem hält, was in der Zwischenzeit passiert ist: wenig.

In den zehn Jahren, die Portishead fort waren, ist einiges passiert in der Popmusik und der Plattenindustrie. Weder die kleinen Firmen – wie Geoff Barrows eigenes Label Invada – noch die Majors können heute nennenswert Tonträger an den Mann bringen. Als Sündenbock muss stets das Internet herhalten – Portishead-Mastermind Geoff Barrow sieht die Sache ein wenig anders:“Der Grund ist das mangelnde Interesse daran, interessante und anspruchsvolle Musik zu fördern. Ich meine, man sollte einmal die unfassbare Menge an Kohle, die für… sagen wir: die Killers rausgehauen wird, in ein musikalisches Äquivalent von, von mir aus: Arcade Fire investieren – und staunen, was dann dabei herauskommt. Es traut sich aber niemand mehr irgendwas, und das ist das Problem. Wenn du eine interessante Band unter Vertrag hast, dann kannst du fast schon davon ausgehen, dass das Radio sie nicht spielen wird, eben weil sie interessant ist. Es ist ja eigentlich eine feine Sache, dass das Publikum so viel Macht hat. Aber was macht es mit dieser Macht, was wünscht es sich? Es wünscht sich 24 Stunden James Blunt.“Was die künstlerische Entwicklung im Pop der letzten zehn Jahre angeht, tritt Geoff Barrow im Interview mit dem MUSIKEXPRESS der verbreiteten Einschätzung entgegen, ein ganzes Jahrzehnt müsse etliche forschrittliche Entwicklungen hervorgebracht haben:“Es hat sich auch viel Scheiße entwickelt. Ehrlich gesagt, was den Sound angeht, sehe ich keine sooo großen Fortschritte. Tanzmusik? Hat sich nicht nennenswert weiterentwickelt. Rockmusik? Linkin’ Park und ihre unbeholfenen Scratches? Pah! Okay, es gibt immer noch Aphex Twin, der war schon immer ganz weit draußen. Und was den Gesang angeht, da gibt es diesen Singer und Songwriter aus New York… Beth ist ein Riesenfan von ihm… Zieht Frauenkleider an… Antony and The Johnsons! Was der schreibt, sind Klassiker. Ansonsten sehe ich da keine große Entwicklung in den letzten zehn Jahren.“

Das ganze Interview mit Geoff Barrow, alles über Portishead und ihr neues Album THIRD ab sofort im neuen MUSIKEXPRESS. neuen MUSIKEXPRESS wop – 17.04.2008