Dave Grohl: „Sogar Musikhören“ tat ihm nach Kurt Cobains Tod weh


Dave Grohl veröffentlichte kürzlich seine Memoiren. Darin berichtet er auch vom Tod seines Nirvana-Kollegen Kurt Cobain – und was ihm half, diesen Verlust zu überstehen.

Dave Grohl blickt auf das Ende von Nirvana zurück: Nach der Tragödie um Cobains Tod im April 1994 habe sich der Schlagzeuger emotional gelähmt gefühlt. Um vor der Situation zu fliehen, zog es den damals 25-Jährigen an einen abgelegenen Ort in Irland. Eine einschneidende Begegnung mit einem Fan brachte ihn dann jedoch dazu, wieder nach Amerika zurückzukehren. Aus einem neuen Projekt, das schließlich folgte, sollten schließlich die Foo Fighters entstehen.

In einem Interview mit BBC Radio 4 erzählte der heute 52-Jährige: „Nach Kurts Tod konnte ich nicht einmal mehr das Radio einschalten, und die Instrumente habe ich weggelegt – selbst Musikhören tat weh.“ Von seiner Trauer überwältigt, habe er es noch „ein paar Monate lang“ ausgehalten. „Ich war immer noch in Seattle, und ich fühlte einfach: ‚Ich muss raus‘. Ich [musste] irgendwohin gehen, wo ich einfach verschwinden und mein Leben sortieren konnte, um herauszufinden, was ich als Nächstes tun wollte.

Während seiner Lesung: Dave Grohl spielt Schlagzeug zu Nirvana-Song „Smells Like Teen Spirit“

Dann erzählt er vom Entschluss, die 179 Kilometer lange Panoramaküstenstraße „Ring of Kerry“ im Südwesten Irlands zu erkunden. „Ich schlängelte mich durch diese wunderschönen Landstraßen und fand Frieden“, dann habe Dave Grohl einen Anhalter am Straßenrand gesehen. „Ich wollte ihn gerade mitnehmen, als ich sah, dass er ein Kurt-Cobain-T-Shirt trug. Und für mich bedeutete das: ‚Du kannst dieser Sache nicht davonlaufen, also ist es an der Zeit […] durchzuhalten und eine Art von Fortsetzung zu finden.‘ Also bin ich nach Hause geflogen und habe sofort angefangen, diese Foo-Fighters-Songs aufzunehmen.“

„Ich musste es tun, um zu überleben – um mit dem Leben weiterzukommen“

Dave Grohl hatte bereits während der Zeit bei Nirvana angefangen Songs zu schreiben. Auch Kurt Cobain sei zufrieden mit den Demos gewesen, die Grohl ihm zeigte. „Aber ich wusste immer noch nicht, wofür sie gedacht waren, denn ich war nicht in einer anderen Band, und ich nahm das Zeug alleine zu Hause auf, mit der Absicht, meinen Freunden Kassetten zu geben“, erklärt Dave Grohl. „Aber ich musste es tun, um zu überleben, um mit dem Leben weiterzukommen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe.“

In „The Storyteller: Tales of Life and Music“ erzählt Dave Grohl auch davon, dass er den Tod von Kurt Cobain nicht nur einmal ertragen musste. Am 3. März 1994 – knapp einen Monat bevor Cobain wirklich starb – erhielt Grohl einen Anruf, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sein Bandkollege gestorben sei. Cobain habe eine tödliche Überdosis in einem Hotel in Rom genommen, hieß es.

„Meine Knie gaben nach und ich ließ das Telefon fallen, als ich auf den Boden meines Schlafzimmers fiel und mein Gesicht mit meinen Händen bedeckte, als ich zu weinen begann“, schreibt Dave Grohl in seinen Memoiren. „Er war weg. Der schüchterne junge Mann, der mir bei unserer ersten Begegnung am Flughafen von Seattle einen Apfel angeboten hatte, war verschwunden. Mein stiller, introvertierter Mitbewohner, mit dem ich mir eine winzige Wohnung in Olympia geteilt hatte, war weg. Der liebevolle Vater, der jeden Abend vor jeder Show hinter der Bühne mit seiner hübschen kleinen Tochter spielte, war nicht mehr da. Mich überkam eine tiefere Traurigkeit, als ich es mir je hätte vorstellen können.“

Auf einer Lesung zu seinem Buch in New York City hatte Dave Grohl mit seiner Drum-Performance zu „Smells Like Teen Spirit“ überrascht. Im Moment tourt er durch die Staaten und stellt seine Memoiren vor.

30 Jahre NEVERMIND

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„Smells Like Teen Spirit“ stammt vom Nirvana-Klassiker NEVERMIND, der am 24. September 2021 sein 30. Jubiläum feierte. Um die Platte gebührend zu zelebrieren, veröffentlichen Nirvana am 12. November eine umfangreiche Neuauflage der LP – inklusive einiger bisher unveröffentlichter Tracks.

+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf rollingstone.de +++