Der heimliche WHOsar


Rock n‘ Roll braucht einen neuen Anführer. Einen ,King Rat‘!“ sagt

ROGER DALTREY und würde sich wohl liebend gerne selbst für diese Rolle zur Verfügung stellen. „Rockmusik ist so sanft momentan, sie brauchte einen anständigen Tritt in den Hintern. Daß bin ich jetzt hier! Diese ganzen Linken gehen mir auf den Sack, wenn sie mir vorschreiben wollen, was ich als Rock-Star darf — und was nicht. All diese miserablen Kreaturen wie Paul Weller oder Billy Bragg. Scheiße! Ich mach‘ mir auch schon einen Spaß daraus, diese Leute zu ärgern. Ich mache Werbung für ,American Express‘ im Fernsehen, ha ha. Die sind doch nur deswegen politisiert, weil das momentan so chic ist. Aber wenn du dich erstmal einer Partei angeschlossen hast, ist sowieso alles verloren. Dann wirst du nämlich bigott! All die großen Kunstwerke wurden von Leuten vollbracht, die außerhalb jeder politischen Gesinnung arbeiten und nur einen Blick für ihr Werk hatten. Nicht von Leuten, die sich dafür den Arsch aufreißen, damit irgend ein bestimmter Typ gewählt wird …“

Da könnte man natürlich boshaft sein und fragen, ob Daltreys letztes Album UNDER A RAGING MOON ein solch großes Kunstwerk ist. Für das ungeschulte, nicht erhabene Ohr klingt’s eher nach einem alten Who-Album …

„Natürlich klingt’s wie ein Who-Album“, und seine Stimme wird immer lauter. „Ich hatte lange versucht, Alben zu machen, die nicht wie The Who klangen. Bis ich mir sagte, was soll diese Kacke, ich war es doch, der den Who-Sound kreierte. The Who, das war meine Band! Pete Townshend schrieb zwar die Hits, aber das kam erst viel später. Es war mein musikalisches Konzept und ich bin immer noch stolz drauf! Von nun an werde ich nur noch so weitermachen. Es gibt niemanden, der Rocksongs so singen kann wie ich. Niemand hat mehr Kraft und die Leidenschaft, die ich bringen kann … und dabei mit dieser Selbstkontrolle!“

Uff. Einige werden dein Album vielleicht altmodisch schimpfen …

„Es ist klassisch. Zeitlos. Erwachsen. Keine Musik für Leute, die den Trends nachhecheln. “ Qualität hin, Qualität her — die Verkäufe erreichen nicht mal annähernd die Marke der schlechtest verkauften Who-LP. Und gleichzeitig ging Daltreys hochgepuschte Schauspieler-Karriere auf Tauchstation. Ein Jahrzehnt ist es her, da spielte er in Ken Russell-Filmen, heute kann man den 42jährigen im britischen Kinder-Programm als Serienheld bewundern.

„Ah! Dabei bin ich heute ein viel besserer Schauspieler als damals. Und ich werde bald brillant sein! Qualität

heißt die Zukunft! Erfolg ist etwas Großartiges, Geld ist etwas Wunderbares. Jeder, der das abstreitet, ist ein jämmerlicher Lügner. Am schönsten ist es aber, wenn du das Gefühl hast, das alles auch wirklich zu verdienen. Ich glaube, ich habe es sehr gut getroffen. Ich habe die beste Rock ’n Roll-Band der Welt gegründet, habe große Oper gesungen und Shakespeare gespielt. Das ist doch nicht schlecht für einen Burschen, der in einer Stahlfabrik begonnen hat, nicht wahr? Daraufbin ich nämlich auch stolz!“

Und weil es sich gerade so anbot, hat er diese Stahlfabrik, in der er vor seiner Musikerlaufbahn beschäftigt war, vor einigen Jahren gekauft. Man kann denken was man will, Roger Daltrey ist ein zufriedener Mann. Absolut begeistert von sich selbst…