Dreiklang-Dimensionen


Wenn demnächst im Tierfilm bei ARD und ZDF Vögel auf dem ersten Sitz reihern, oder die Oberweiten der RTL-Mädels von "Tutti Frutti" besonders plastisch schwabbeln: keine Panik -— einfach die 3-D-Brille absetzen.

Das war wirklich kein Witz, als ME/Sounds im letzten Heft vermeldete, daß die Hausfrauenstrip-Show aus Köln ab März dreidimensional ausgestrahlt wird. Dahinter steckt eine Erfindung des Amerikaners Terry D. Beard, der nach langen Jahren des Forschens an Holographie-Optiken für das „Star Wars“-Projekt des Pentagons nun für die kalifornische Zivil-Firma Nuoptix arbeitet. Er erfand die dreidimensonale Darstellung für Film und Fernsehen, die sich in einem wesentlichen Punkt von den bisher gängigen Techniken unterscheidet: Solange der Zuschauer die Nuoptix-Brille trägt, sieht er 3-D. ohne Brille ganz normal zweidimensional und nicht — wie früher — ein Gewirr von farbigen Doppel-Bildchen.

Die Technik könnte sogar den in Folge Überfütterung des Publikums immer unwichtiger gewordenen Musik-Clips wieder auf die Sprünge helfen. Die Münchner Firma Koenig/Rosenmiiller/Hoppe. die für Deutschland die neue Technik exclusiv im Musikbereich einsetzt, feiert am 6. März in „Gottschalk“ auf RTL plus die ClipPremiere mit einem Video der Berliner Sängerin Audrey Rose, wenig später folgt die erste „große“ Produktion — der DoRo-Clip zur neuen Queen-Single. Parallel werden in 600 Discos des Landes 3-D-Großbildleinwände die neue Video-Dimension demonstrieren.

Die plastische Darstellung ist — hier bleibt alles beim alten — allerdings nur mit einer speziellen Papp-Brille zu sehen. RTL Plus wird dafür anfangs gut 2(1 Millionen Exemplare unters Volk bringen — kostenlos über Programm-Zeitschriften und Kaffee-Ketten. Schöner designetere Exemplare (siehe Foto) gibt es für zwei Mark in Optiker-Läden zu kaufen. Dann ist es auch mit den Platt-Itüden von Hugo Egon Balders Show endlich vorbei — wenn „Kiwi“ Natascha ganz plastisch ihre üppige Doppcl-Drüse dreidimensional in bundesdeutsche Wohnzimmer schwingt, getreu dem Motto von RTL-Programmchef Helmut Thoma: „Oberweilen sind auch Reichweiten.“