Ein brillantes Album und ein ausführlicher Reifeprozess:


Der Aufstieg des britischen Quartetts Coldplay war 2002 beeindruckend.

Politik im Kopf, Pop im Herzen. Im CD-Booklet: neun Internet-Adressen für eine bessere Welt. Auf den persönlichen Flugmeilen des Protagonisten: eine Reise in die Dominikanische Republik und nach Haiti, im Auftrag der Fair-Trade-Organisation „Oxfam“ – um dort die Kampagne zur Änderung der Welthandelsgesetze ein bisschen in Schwung zu bringen. Das sind nur ein paar Eckdaten aus dem diesjährigen Leben von Chris Martin, dem Vorsitzenden von Coldplay. Oder anders gesagt: Es hätte auch alles furchtbar schief gehen können. Ist es dann – dem gutmenschelnden Gebaren zum Trotz – aber doch nicht. Dass Chris Martin nicht frühzeitig vergreiste und als Reserve-Bono endete, hat er dem Verhalten in seinem eigentlichen Beruf zu verdanken. Er und die Seinen schufen auf „A Rush Of Blood To The Head“ etwas, was U2 schon lange fremd ist: aus jedem einzelnen Ton das letzte bisschen Pop rauszukitzetn – ganz gleich, ob bei elegischen Piano-Balladen wie „The Scientist“ oder beim pathetischen Bombast von „In My Place“. Für 2003 ist trotzdem Obacht geboten. „Nobody said it was easy“, singt Chris Martin in „The Scientist“, und sicher ist: einfacher wird’s garantiert nicht 2003. Eines ist allerdings auch sicher: 2002, da waren Coldplay so richtig gut.