Ein Hoch auf den Discofox! Die Rückkehrer


Culture Club

Es ist eine Menge passiert in den letzten zwölf Jahren nach der Auflösung des Culture Club. Boy George war auf Drogen, Boy George war als Hare Krishna unterwegs, und er war auch sonst ein bißchen verhuscht. Jetzt hat er sich wieder mit seinen arten Club-Mftglledem Jon Moss, Ron Hay und Mikey Craig zusammen getan. Eine USA-Comeback-Tour zusammen mit den ebenfalls wieder aus der Versenkung aufgetauchten Soies-Helden Human League und Howard Jones ist bereits absolviert, ein neues Album in Planung, und im März kommt der Culture Club mit Heaven 17 und ABC (noch zwei Rückkehrer) auch nach Deutschland. Wir freuen uns drauf. Einmal noch Boy George in farblich gewagten Waltegewändern und mit scheußlichem Make-up bepinselt über die Bühne eiern sehen – das war’s doch.

Human League

„Don’t You Want Me“ war der erste Millionenseiler für Human League und außerdem exemplarisch für den Sound der 80er: ein präzise konstruierter, watteweicher Popsong, durchdrungen von wabernden, süß-säuselnden Synthies. Verantwortlich für den Erfolg: Sänger Phil Oakey mit setner grandiosen Popperfrisur- und natürlich Joanne und Susanne, die mit gegelten Haaren, viel Lippenstift und gefährlichen Pumps bewaffnet waren. Ende ’98 machten Human League zusammen mit Howard Jones und Cutture Club eine Reu nion-Tour durch die US ~ und sobald eine Plattenfirma gefunden ist, soll es auch ein neues Album geben. Bleibt nur zu hoffen, daß sich bei Phil, Joanne und Susanne optisch was getan hat.

Blondie

Deborah Harry war eine Sex-Göttin, und Blondie waren mit Fegern wie „Atomic“ und „Heart Of Glass“ bis in die frühen 80er die New Wave-Ikonen schlechthin. Danach erfreute uns Debbie mit ihrem Solo-Hit „French Kiss in the USA“, der heute noch bisweilen über die Ätherwellen dudelt, bevor es still um sie wurde. Heute ist Debbie Harry 53, die Haare sind mehr denn je blondiert, es gibt ihre Band Blondie wieder in Originalbesetzung – und neben einer aktuellen „Best Of“ haben sie mK „New Exit“ jetzt auch ein ganz neues Album draußen. Der große Wurf ist es nicht geworden, aber nun gut: Sie haben es wenigstens versucht. Wenn man älter wird, lebt man ja ohnehin immer mehr von den schönen Erinnerungen.

Fancy

Da muß man schon bei der Wahrheit bleiben: Fancy heißt eigentlich Manfred Aulhausen. Und als solcher war er auf «einem Hof am Ammersee eigentlich prima versorgt. Es hätte also alles gut sein können – doch neuerdings schmeißt er sich wieder in Bundfaltenhosen, bindet sich eine Lederkrawatte um den Hals und bringt mit Hits wie „Flames Of Love“ und „Slice Me Nice“ ostdeutsche Wochenend-Discos zum Brodeln.

Modern Talking

Mut, so befand Stefan Raab, haben sie ja. Modern Talking hätten es als erste Band gewagt, zwölfmal hintereinander denselben Song aufzunehmen. Nach der Reunion sieht Bohlen, früher vom Hauttyp ein Brathähnchen, mittlerweile aus wie ein verschrumpeltes Brathähnchen. Und Thomas Anders ist seine Nora los, hat aber dafür ein paar Kilo mehr. Sonst ist bedauerlicherweise alles wie immer: „You’re my Geronimo’s Louie Cherie Lady*. Oder so ähnlich.

Duran Duran

Auch „Wild Boys“ wie Simon Le Bon werden ruhiger und lehnen die eindeutigen Angebote junger Frauen auf After-Show-Parties heute eindeutig ab. Schließlich gilt es ja auch, sich auf die Arbeit zu konzentrieren: Seit zwei Jahren wird ein neues Album Immer mal wieder angekündigt und verschoben. Zur Überbrückung gibt’s jetzt eine neue Best-Of-Platte.

A-ha

Aus Spaß wird demnächst wieder Ernst – und dabei wollten A-ha eigentlich nur mal kurz für die gute Sache singen. Beim Benefiz-Happening für die beiden Friedensnobelpreis-Gewinner John Hume und David Trimble war’s, als Morten Harket noch mal mit seinen Kollegen Mags und Pal antrat. Der Gig in Oslo muß die drei auf den Geschmack gebracht haben: Noch für 1999 ist ein neues Album annonciert.

(Joachim) Witt

Ein Jammer, was mit dem ehemaligen „Goldenen Retter“ passiert ist. Gut, seine Bank wird ihm – „Bayreuth Eins“ sei Dank – den Dispo erhöht haben. Aber sonst? 50er Jahre-Heimatfilm-Ästhetik mit moosdoofer Naturlyrik und einem verklärten Begriff von absolut unironisierter Romantik obendrauf. Allerdings auch gut möglich, daß sich Witt heimlich ins Fäustchen lacht und nur die Scheine zählt.