Emilie Simon


Gratwandern zwischen Nirvana und der "Erforschung zeitgenössischer Musik".

Neugierig aber auch etwas skeptisch begutachtete das Publikum von Nelly Furtado die zierliche Französin, die in einem seltsam geschnittenen weißen Kleid um kurz nach acht auf die Bühne im Circus Krone in München getapst kam, um im Vorprogramm mit lieblicher Stimme „I Wanna Be Your Dog“ der Stooges, Nirvanas „Come As You Are“ und andere, nicht weniger intensive, dafür allerdings unbekannte Songs zu singen. „Ich hab mit elf Jahren angefangen, mir eigene Stücke auszudenken“, erzählt die schüchterne Künstlerin am nächsten Tag in einem sonnigen H otelgarten. „Some little songs“,‘ fügt sie noch schnell hinzu und lacht dabei fast ein wenig entschuldigend. Das selbstbetitelte und eigenproduzierte Debüt, das dieser Tage in Deutschland erscheint, ist Ergebnis eines langen musikalischen Reifeprozesses. „Erinnere ich mich an meine Kindheit, denke ich hauptsächlich an Jazz“, erzählt Simon, denn ihr Spielplatz in Montpellier war das Studio ihres Vaters, in dem Jazz-Musiker ein- und ausgegangen sind.

„Ich hab die Musik nicht verstanden“, sagt sie kopfschüttelnd, „aber sie ist mir sehr vertraut geworden.“ Im Alter von 15 Jahren nahm sie sich selbst auf einem Vierspurgerät auf und fünf Jahre später studierte sie Musik in Paris. „Ichglaube nicht, dass es schaden kann, erst mal alles zu lernen. Dumm ist nur, wenn man denkt, dass man die Regeln dann auch befolgen muss, die einem eingetrichtert werden.“ Wer sich die Zeit nimmt, all die elektronischen Feinheiten, die Harfen, die Orchesterparts und ausgefallenen Rhythmusinstrumente auf ihrem zarten Debüt zu entdecken, den wird es nicht verwundern, dass sich Simon gegen Ende ihres Studiums auf die Erforschung zeitgenössischer Musik spezialisiert hat. „Ich hab viel Zeit an dem IRC AM- Forschungsinstitut verbracht, an dem die neueste Musiksoftware entwickelt wird, die es im Laden nicht zu kaufen gibt“, so Simon. Wer hofft, der Künstlerin Informationen über die Zukunft der Musikproduktion entlocken zu können, wird aber enttäuscht. „Ich kann nicht verraten, mit welchen Programmen ich gearbeitet habe“, sagt sie mit einem freundlichen Lächeln. „Jeder behält seine kleinen Tricks für sich, weißt du?!“