Es lebe die Revolution!


Keine Hymnen. Kein Glastonbury. Kein Schritt zurück.Verwirrt nach ihrem „problematischen" letzten Album x&y haben sich Coldplay auf Sinn- und Selbstsuche in einer ehemaligen Londoner Bäckerei verschanzt und über anderthalb Jahre an ihrer persönlichen kleinen Umwälzung gearbeitet. Ein Sieg scheint in greifbarer Nähe ...

Irgendwo im Norden Londons wo Camden in Primrose Hill übergeht, an der Ecke einer anonymen Gasse, gegenüber einem Block mit Sozialwohnungen steht eine alte Bäckerei. Sie ist seit Jahren außer Betrieb – zumindest, was das Brotbacken angeht. Es ist nicht gerade der Ort, den man sich als Zeugungsstätte eines der profilträchtigsten Comebacks des Jahres vorstellen würde. Und doch dient das Gebäude seinen neuen Mietern – Sänger Chris Martin, Gitarrist Jonny Buckland (die wir heute hier treffen), Bassist Guy Berryman und Drummer Will Champion (die beide anderweitig zu tun haben) – als eben dies. Die weißgetünchten Mauern der „Bakery“, wie Coldplay ihr neues Hauptquartier schlicht nennen, dienen der Band als eine Art Zufluchtstätte. Ein Ort zum Kreativsein und sich Sammeln, bevor sich die Räder der Band als öffentliche Wesenheit einmal mehr zu drehen beginnen.

„Ich bin jeden Tag an dem Haus vorbeigegangen und dachte: Was für ein hässlicher Kasten!“, sagt Chris Martin. „Und dann hing eines Tages ein ‚Zu vermieten‘ Schild dran. Ich dachte,Hm, das Ding ist so hässlich,ich wette,niemand würde Aufhebens machen, wenn wir da einziehen‘.“ Buckland hat die neue Homebase auch längst lieb gewonnen: „Das ist das erste Mal, dass wir als Band ein festes Heim haben, seit wir 1999 in meiner Studentenbude geprobt haben“, sagt er und strahlt. „Das Haus hat für uns einiges bewirkt. Es ist ganz was anderes jetzt.“ -„Hey!“, ruft Martin und fuchtelt mit den Händen, von denen bunte Plastikbändchen baumeln. „Möchtest du eine Führung?“ Na, es wäre wohl unhöflich, nein zu sagen…

Der erste Stock beherbergt das Studio, den großen Live-Raum mit dem Equipment der Band. Das eindrucksvollste Einzelstück, mitten im Raum, ist eine mit Mikrofonen verkabelte indische Tabla-Trommel, um die die in der Bakery angestellten Toningenieure herumschwirren. „Die sind schon bei den Vorbereitungen für unsere Tour“, raunt Martin verschwörerisch. Auf der längsten der vier Studioseiten prangt das Wandgemälde einer Weltraumansicht der Erde. Die anderen Wände sind rot und mit in schwarzer Farbe hingeworfenen Slogans und Kritzeleien übersät – auf einer steht „Viva la Vida“, auf der anderen sind Karikaturen von Band und Crew zu sehen. „Die hab ich gezeichnet“, sagt Martin stolz und zieht uns weiter, um uns die restlichen Räume seiner neuen Errungenschaft zu zeigen.

Wie in jedem Studio befindet sich auch hier hinter einer großen Glasscheibe der Control Room. Anders als in anderen Studios ist in diesem hier jeder Quadratzentimenter Wand beklebt mit aus Magazinen geschnittenen Bildern, darunter eine große Auswahl von Popkultur-Ikonen. PJ Harvey ist da, die Rolling Stones. „Und A-Ha“, sagt Martin kichernd. „Wir bei Coldplay lieben A-Ha.“ In der Tat hat Martin des Öfteren seine Bewunderung für die Norweger und ihr Händchen für Popsongs geäußert.

Jenseits der Topfpflanzen, vorbei an mehr Toiletten als die vier Blasen in der Band realistischerweise jemals brauchen werden (Chris: „Fünf Toiletten es ist völlig albern.“), ganz oben an der Treppe hängt Astrid Kirchherrs berühmtes Portrait der Beatles als Quintett; fünf Burschen in schwarzem Leder, die cool auf einem Lastwagen in Hamburg herumsitzen. Die Treppe führt in ein Zimmer über dem Studio, eine Art Büro. In den Bücherregalen stehen dicke Bände, von den gesammelten Abenteuern von Sherlock Holmes bis zur „Geschichte der modernen Kriegsführung zur See“.

Wir drei unterhalten uns über unsere momentanen Lieblingsplatten; man erfährt, dass Chris gern zum Gallows-Konzert gehen würde, aber eine „Scheißangst“ davor hat; dass er „endlich“ Amy Winehouse und die frühen R.E.M. schätzen gelernt hat; sein großer Tipp ist Yeasayer. Er erzählt, wie seine Frau, die Schauspielerin Gwyneth Paltrow, damit kämpft, das irrsinnige Tempo der britischen Musikszene zu begreifen und unisono bringen Martin und Buckland ihre „vollkommene Bewunderung“ für Muse zum Ausdruck, die Band, die sie einst als Support auf ihre erste Tour überhaupt mitnahm. Buckland geht sogar so weit, die semi-sensationelle Tatsache offenzulegen, er sei Muse-Drummer Dominic Howard letztens „bei Marks & Spencer’s über den Weggelaufen, mit seiner Mum“. Dann wendet sich die Unterhaltung dem Thema Glastonbury zu. Chris ist okay mit der Tatsache, dass Coldplay dort dieses Jahr nicht spielen. „Fürs Protokoll: Ich finde es großartig, dass Jay-Z dieses Jahr Headliner ist“, sagt er lächelnd. „Da muss mal ein bisschen frischer Wind rein.“ Die im Internet aufgekeimte Diskussion um den Headliner-Auftritt des Rappers, mit dem er gut befreundet ist, findet er „sehr, sehr peinlich. Das ist sehr, sehr peinlich. Das Internet ist ein sehr negativer Ort, meistens. Egal, was in der Welt passiert:

Immer wird jemand im Internet etwas Negatives zu der Sache äußern. Und dann wird Jay Headliner hei Glastonbury, was verdammt cool ist, weil er der beste MC aller Zeiten ist, und es schreiben zwei Leute ,Blöde Idee‘. Journalisten greifen das dann auf und schreiben ihrerseits,Kontroverse!‘. So geht es weiter, so bricht dieses Feuer aus. Wahrscheinlich wäre es genau dasselbe gewesen, wenn Rammstein oder Bob Dylan auftreten würden.“ Jonny Buckland lässt sich in einen Sitzsack sinken, während sich Chris Martin auf dem Fußboden lümmelt.

Wir sind heute hier in die Bakery eingeladen worden, um Coldplays kommendes viertes Album VIVA LA VIDA OR DEATH AND ALL OF HIS FRIENDS zu hören. Wir kamen mit der Zusage für eine anschließende zwanzigminütige Audienz mit Martin und Buckland. Auf Drängen von Chris Martin haben wir mehr bekommen: zwei Stunden mehr. Wie weithin berichtet, steckt Coldplays Plattenfirma EMI dieser Tage in großen Nöten, und man darf sagen, dass in kommerzieller Hinsicht einiges erwartet wird vom neuen Werk der größten aktiven Band des Labels. Die Firma hat außergewöhnliche Anstrengungen unternommen um zu verhindern, dass die Platte vor ihrer offiziellen Veröffentlichung nach draußen gelangt – bei unserem Vorspieltermin in den EMI-Büros wurde das Album einem eisernen Safe entnommen, derweil wir eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben mussten, die uns untersagt, mit niemandem außer Angstellten unseres Magazins über den Inhalt der CD zu sprechen. Kurz nach unserer Ankunft in der Bakery bietet uns Chris Martin an, uns eine Kopie zu brennen. „Es ist doch Blödsinn, wenn man eine Platte nur einmal hören kann, noch dazu in einem Büro“, seufzt er. „Ich meine:Ich habe OK Computer Quatschgefunden, als ich sie zum ersten Mal gehört hob.“

Aber auch mal ganz abgesehen vom Blendlicht der hohen Erwartungen (,,Wir denken über so was m keinster Weise nach , sagen beide unisono) , wirft das neue Album ein ganzes Arsenal von Fragen auf in Bezug auf die Relevanz von Coldplay in diesen Tagen. Das geht schon damit los, dass es seit 2005 keine neue Musik von Coldplay gegeben hat, die musikalische Landschaft heute aber eine völlig andere ist als die, in der sie zuletzt die unangefochtenen Regenten waren. Fest steht, dass die Veröffentlichung des Album im Juni 2008 erst nach mehreren Terminverschiebungen zustande kam. „Wir haben ewige Zeit im Studio verbracht und dann am Ende alles in ungefähr 20 Minuten aufgenommen“, sagt Martin, aber das erhellt noch nicht, warum er im März 2007 dem Magazin GQ erzählte, sie würden gerade mit Timbaland arbeiten – eine Kollaboration, die offenbar nie Früchte trug. Und dann ist da die Tatsache, dass die Band im Rückblick zu der Erkenntnis gelangt ist, dass sie ihr letztes Album x&y gar nicht mal so gut findet. „Man kann sagen, diese Platte war …problematisch“, sagt Buckland. Wir drücken unsere Ansicht aus, das Album enthalte einige von Coldplays besten Arbeiten, sei aber insgesamt wohl etwas „lasch“. Buckland lacht. „Du meinst, die letzten paar Songs? Ja, das finden wir heute auch.“

Wer und was genau sind Coldplay im Jahr 2008?

,Mir kommt es so vor, dass wir diesmal alles zu beweisen und JEDEM alles zu beweisen haben“, erklärt Martin. „Das sind momentan ziemlich interessante Zeiten, wenn man in einer Band ist. Niemand verkauft mehr Platten, alles ist sehr untergangsmäßig drauf. In gewisser Weise fühlen wir uns dadurch ziemlich befreit. Das neue Album entstand in einer Grundstimmung der Befreiung, x&y war ein ziemlicher Krampf. Wir hatten uns damals an Kritik gewöhnt und daran, eine große, berühmte Band zu sein und es wurde schwerer, noch zu erkennen, was eigentlich unser Zweck war als Musiker. Diesmal kamen Brian Eno und Markus Dravs als Produzenten mit hinein in unser Spiel. Sie halfen uns, alles auseinanderzunehmen, was unseren Sound angeht. Sie haben uns wieder dahin gebracht, einfach nur vier Leute in einem Raum zu sein. Endlich dachten wir nicht mehr darüber nach, ob der eine neue Song so gut ist wie ,Clocks‘ oder der nächste so erfolgreich wird wie,Fix You‘. Wir fühlten uns frei, jedweden Stil auszuprobieren. Wir brauchten keine neue traditionelle Coldplay-Musik mehr zu machen, denn davon gab es schließlich schon genug/’Unvermittelt streckt Martin uns die Hand entgegen: „Möchtest du ein paar Nüsse und Kerne?“, fragt er, den Mund voller Gebrösel. Wir lehnen dankend ab mit der Anmerkung, wir seien keine allzu großen Fans von Nüssen und Kernen. „Ich auch nicht. Aber weißt du, was Mani (Bassist von Primat Scream;Anm. d. Red.) mir geraten hat?“ Er klopft sich auf den Bauch und nimmt sich noch eine Handvoll Nüsse aus der Schale. „Niemand mag einen fetten Popstar, Chris.'“ Er lacht. „Ich bin auf dem Comeback-Trail, weißt du…“

Chris Martin ist das, was Psychologen als „facettenreiche Persönlichkeit“ beschreiben würden. Der Mann schaltet unvermittelter von „selbstbewusst“ auf „verletzlich“ als man folgen kann. Er ist nett (am Ende des Besuches besteht er darauf, uns ein Taxi zu rufen), charmant (er merkt bizarrerweise an, wir hätten eine „schöne Nase“). Doch es gibt auch Momente, da kann er einen auf die Palme bringen. Er weicht aus, wenn es um die neuen Songs geht, ist stets für ausufernde thematische Abschweifungen zu haben (ein Teil unserer Unterhaltung wird damit vertändelt, darüber zu sinnieren, wie die Navy tote Wale beseitigt), und ab und zu lässt er baren Nonsens vom Stapel. „Wir haben versucht, in den einzelnen Songs verschiedene Farben darzustellen“, sagt er. „Es ist nicht wichtig, ob die Platte gut oder schlecht ist, sondern, dass sie bunt ist. Die einzelnen Songs sollen Geschmacksrichtungen sein, Aromen, die wir noch nie geschmeckt haben.“

Wir merken an, dass er sich anhört wie ein Hippie. Er lächelt, nimmt den Affront als Kompliment.

Das hervorstechende psychische Merkmal von Chris Martin ist und bleibt sein unerschütterlicher Glaube an das Gute als solches. Man kennt ja diese Sorte Menschen, die ihr Herz stets auf der Zunge tragen. Chris Martins Herz ist manchmal kurz davor, ihm von der Zunge zu rutschen und auf den Fußboden zu klatschen. „Es gibt eine Zeile auf der neuen Platte, die geht: „Just because I’m losing/Doesn’t mean I’m lost'“, sagt er. „Das bedeutet: Was auch immer für Fallstricke und Widrigkeiten deinen Weg kreuzen – du musst einfach immer weitergehen. Das ist mein Motto. Es ist ein ziemlich langes Motto und es ist nicht lateinisch. Aber es ist ein ziemlich gutes Motto.“

Für den Sänger mag der Satz ein Motto sein, für die Band selbst ist er beinahe Modus Operandi. Verunsichert von x&y, einer Platte, von der sie selbst bald nicht mehr überzeugt waren, die sich aber verkaufte und verkaufte und verkaufte (sie ist das drittschnellste verkaufte Album in der britischen Chartsgeschichte), war bei Coldplay Selbst- und Sinnsuche angesagt. Für Viva la vida … haben sie beschlossen, wieder an sich zu glauben. „Wir dachten, ,Wir können unmöglich noch größer werden, lasst uns einfach besser werden'“, sagt Martin. „Wir haben, ehrlich gesagt, etwas Schiss, weil wir diesmal die Sicherheitsvorkehrungen abgestellt haben. Es sind keine Songs auf der Platte, bei denen wir sagen könnten: Okay, wird schon alles gut gehen, wir haben ja diese und jene große Hymne drauf. Wir hatten ein paar solche Songs, aber die haben wir runtergenommen. Wir dachten, dass es an der Zeit ist, die Latte dafür, was diese Band kann, höher zu legen.“ Beim Höherlegen half ihnen das schon erwähnte Produzenten-Duo. Von Anfang an waren in der Bakery Roxy-Music-Maestro Brian Eno und der Produzent Markus Dravs mit dabei. „Es war Brians Idee, mit uns zu arbeiten“, sagt Martin. „Ich traf mich mit ihm zum Tee, danach spielte ich Tabla-Machine. Markus kam dann über Win (Butler; Anm.) von Arcade Fire, nachdem er mit ihnen neon bible gemacht hatte. Win meinte: ,Mit diesem Typen müsst ihr arbeiten. Der bringt Euch auf Zack‘.“

„Markus hat uns rangenommen wie Hunde beim Training“, sagt Buckland. „Erzwang uns, unsere gewohnte Arbeitsweise komplett zu verändern und dann Mal zu sehen, wo uns das hinführt.“ Passend zu Martins „Farben und Geschmacksrichtungen“-Allegorie ist viva la vida … sicherlich Coldplays abwechslungsreichstes Album. Da ist etwa der Opener, das luftige, Tabla-getriebene Instrumental „Life In Technicolor“, nach dem sich die

Band im zweiten Song „Cemeteries Of London“ direkt in die düstersten Regionen begibt, durch die ihre optimistischen Seelen je gestapft sind. Martin beschreibt die Abfolge als Coldplays Versuch eines „Geistermarsches“ – ein Sprung von Funkeln zu Finsternis innerhalb von nur zwei Stücken. „Wenn man genau hinhört, steckt da ein ganzer Haufen Zeug drin“, sagt Martin, erfreut, dass wir uns des Pudels Kern nähern. „Sex und Tod und Liebe und Angst, das Unterwegssein, Mädchen, Krankheit – es ist alles da drin…“

Passenderweise ist das Herzstück des Albums ein Song, der alle diese Themen aufgreift, sie aber auf drei Segmente verteilt: „42“. Zuerst ist da ein Piano-Intro a la „Trouble“. Dann eine sehnsuchtsvolle Strophe. Und dann? Dann dreht sich das Ganze in etwas so Seltsames, dass es fast keine Überraschung ist, zu erfahren, dieses letzte Segment sei maßgeblich von Rammstein inspiriert. Neben all dem verneigt sich „42“ auch hörbar vor Radioheads eher esoterischen Arbeiten. „Wenn wir drüber reden, von wem wir abkupfern“, sagt Martin mit einer Spur Sarkasmus, „würde ich sagen: Der Mittelteil ist mit Sicherheit von ihnen inspiriert. Er kommt jedenfalls definitiv aus der Prog-Abteilung. Die Idee, keinen wiederkehrenden Refrain zu haben wie ,Bohemian Rhapsody‘ oder ‚Happiness Is A Warm Gun‘ oder so was.“

Dann ist da das Titelstück, bei dem Martin seinen gewohnten Falsett-Stil außen vor lässt. „Ich wollte ein paar neue Tricks ausprobieren“, sagt Martin. ,Jiufx&Y habe ich sehr viel sehr hoch gesungen. Ich dachte, vielleicht sollte ich das mal ändern. Es ist schwieriger, tief zu singen, aber es befriedigt mich sehr, wenn ich einen tiefen Ton treffe. Der ganze Körper vibriert dann.“ Oder aber das vorab veröffentlichte, Oasis-eske „Violet Hill“ („Ein sehr zorniger Song. Bei dem dachten wir uns nur: ,Scheiß drauf,jetzt sagen wir’s einfach mal,wie’s ist'“). Oder „Yes“, das klingt wie einer jener quintessentiell englischen Protestsongs, wie sie Billy Bragg zu schreiben pflegte, nur umgesetzt mit einem Großbudget. ; Von der twangigen Slidegitarre auf „Strawberry Swing“ bis hin zum letzten Stück „Death And All His Friends“, das mehr Schlaflied als Popsong ist, dominiert ein Eindruck: Es wirkt, als hätten Coldplay die majestätischen Massen-Singalongs ihres Backkatalogs genommen und deren Chromosomen dahingehend verändert, dass Songs entstehen voller gewagter Verwinkelungen und Klüfte, anstatt noch mehr voll-auf-die-Zwölf-Bombast. „Wir haben versucht, nicht so viele geradlinige Hymnen zu schreiben“, sagt Buckland. „Wenn du einen solchen Song nach dem anderen hinstellst, kann es schnell passieren, dass der erste dann gar nicht mehr so groß und mächtig klingt.“ „Ich glaube auch, dass wir bisschen ausgehymnt waren nach x&y“, stimmt Martin zu und lacht.

Auch die Präsentation des Ganzen ist mitunter eigenwillig. Die Songs „Lovers In Japan“ und „Reign Of Love“ respektive „Yes“ und „Chinese Sleep Chant“ teilen sich auf der CD jeweils einen Track.

„Damits bei iTunes billiger wird“, sagt Martin. „Zwei Songs zum Preis von einem – das ist bei mir wahrscheinlich von meiner Zeit bei Kwik Save (britische Supermarkt-Kette, Anm.) hängen geblieben. Wie ich schon sagte: Niemand kauft mehr Alben, niemand zieht sich mehr ganze Alben rein. Und wir haben eins gemacht, das man sich idealerweise von vorn bis hinten durchhören muss.“ Hast du wirklich mal bei Kwik Save gearbeitet, Chris? Er lacht. ,Ja, hab ich. Aber nach einer Weile meinten sie: ,Hör zu, Chris, wir wissen, dass x&y nicht so toll war, aber du musst hier nicht weiter jeden Tage herkommen.'“ Martin und Buckland knicken kichernd zur Seite weg. Irgendwo im Norden von London steht eine alte Bäckerei. Sie ist seit Jahren nicht benutzt worden, aber seit Coldplay dort an ihrer eigenen Neuerfindung arbeiten, – man muss es so sagen – kriegt man da drin wieder einiges gebacken. »> www.coldplay.com

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