Frage und Antwort mit Jeremy Spencer von Fleetwood Mac


Aus ME’s Poppoll 1969 ging Fleetwood Mac als populärste ausländische Bluesgruppe hervor. Nach Hits wie „Albatross“, „Need Your Love So Bad“ (zum zweiten Mal) und „Oh Well Part 1“ überrascht uns diese erfolgreiche Klassifikation nicht im geringsten. Diese Gruppe, die ihren Blues mit so viel Pop würzt, war schon von Anfang an erfolgreich. Ebensowenig mangelte es ihr an Publizität. Trotzdem tritt Jeremy Spencer, der in dieser Gruppe ausschliesslich „bottleneck“-Gitarre spielt, und dabei singt, während des grössten Teils eines Fleetwood Mac Auftritts nicht in den Vordergrund. Praktisch während der ganzen Dauer des Auftritts sitzt er verborgen hinter einer der mannshohen Verstärkersäulen. Sollte sich zufällig ein Piano auf dem Podium befinden, so setzt er sich daran, ohne sich jedoch hörbar an dem Zusammenspiel der Gruppe zu beteiligen.

Privat ist Jeremy still und verlegen. Am liebsten zieht er sich mit seiner Gitarre auf ein stilles Plätzchen zurück. Da er nur mit Mühe zum Reden zu bewegen ist, geht auch die Publizität an ihm vorüber. Trotzdem ist sein ,,bottleneck“-Gitarrenspiel ein nicht wegzudenkender Faktor des Fleetwood Mac-sound. Sein Platz in der Gruppe ist daher genau so wichtig wie der von Peter Green. Umsomehr wissen wir es zu schätzen, dass Jeremy Spencer so offenherzig all unsere Fragen beantwortete.

Warum bist du Popmusiker ge- worden?

Es war schon immer mein grösster Wunsch. Als ich noch ein Junge war, beschloss ich Sänger zu werden wie Cliff Richard. Als ich aber ein paar Jahre später meine erste Gitarre bekam, wollte ich wie Buddy Holly spielen. Schliesslich wurde Elmor James mein grosses Vorbild. Er war es auch, der mein Gitarrespiel am meisten beeinflusste. Inzwischen wird es wohl jederman wissen, denn es ist deutlich zu hören.

Wie bist du mit Fleetwood Mac in Berührung gekommen?

Ich spielte bei einer Gruppe, die Levi Set hiess, weil wir alle Levi Nietenhosen trugen. Producer Mike Vernon sollte mit uns eine Platte machen. Statt dessen, brachte er mich mit Peter Green, der gerade John Mayall verlassen hatte, in Kontakt. Und so hat es angefangen.

Hast du jemals etwas anderes gewollt als musizieren?

Ja, Kunst studieren. Ich war bereits in Stafford auf der Kunstakademie. Da meine Auffassung von Kunst eine ganz andere war als die der Akademie, fühlte ich mich dort garnicht so happy, lungerte ein wenig herum und wurde schliesslich rausgeschmissen.

Welche professionellen Ambitionen hast du?

Ich glaube nicht, dass ich diese noch habe. Seit jeher hatte ich schon den Wunsch, das zu tun was ich nun tue und die Möglichkeit zu besitzen ein Schallplattenstudio zu betreten, um meine eigene Musik aufzunehmen. Zwar könnte ich ein Privat-Studio kaufen. Aber da ich bereits jetzt die Möglichkeit habe meine eigene Musik aufzunehmen, kann es eigentlich nicht als Ambition bezeichnet werden.

Und persönliche Ambitionen?

Persönlich habe ich immer ein eigenes Haus haben wollen. Das habe ich mir nun in Teddington erworben. Gross, aber nicht etwas aussergewöhnliches. Hauptsache ist, dass ich hier mit meiner Frau Fiona allein sein kann. Mehr Ambitionen habe ich nicht; ich bin mit meinem heutigen Leben zufrieden.

Wie hast du deine Frau kennen- gelernt?

Ich begegnete Fiona auf einem Fest als sie 17 war. Aber erst zwei Monate später sind wir zum ersten Mal ausgegangen. Das ist nun schon beinahe 3 Jahre her. Ich wohnte damals noch bei meinen Eltern in Lichfield. Im August vorigen Jahres haben wir geheiratet.

Gibt es auch Dinge die dir Leid tun?

Nein, zumindest nicht in meiner Karriere. Ich bedaure nur, dass ich früher keine Möglichkeit hatte, mir alle LP’s zu kaufen, die ich gern haben wollte als sie herauskamen. Jetzt, wo ich es mir finanziell leisten kann, sind die meisten nicht mehr zu bekommen.

Was machst du in deiner Frei- zeit?

Ich habe kaum Freizeit und wenn, dann verbringe ich sie am liebsten mit lesen. Am meisten interessiere ich mich für die Werke des orientalischen Phiiosopen Gibran. Sein Bücher sind für mich eine Art Bibel. Habe ich Probleme, so finde ich bei Gibran stets eine Antwort.