Interview

Fünf Fragen an Drangsal: Was macht die Corona-Krise mit Musiker*innen?


„Man merkt, wie fragil doch diese Vorstellung von Normalität und die vermeintliche Selbstverständlichkeit der Sicherheit ist“: Max Gruber zur aktuellen Lage.

Weltweit bekommen Musiker*innen die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu spüren. Abgesagte Tourneen, Konzerte und Festivals. Es geht an die Existenz, das kann man kaum schönreden. Auch der deutsche New-Wave-Künstler Drangsal aka Max Gruber musste anstehende Gigs absagen. Welche Auswirkungen bringt die Krise für ihn und seine Band noch mit sich? Und verbringt er die nun frei gewordene Zeit auf Netflix? Wir haben nachgefragt und eine lange Liste von Empfehlungen für die Zeit in Corona-Quarantäne erhalten.

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ME: Wo bist du aktuell und wie geht es dir dort?

Gruber: Ich bin gerade in einem Tonstudio in Berlin und mir geht es gut.

Inwiefern bist du von der Corona-Krise betroffen?

Die meisten unserer Konzerte wurden schon abgesagt oder verschoben. Nicht nur haben die Band und ich uns sehr gefreut, nach knapp einem halben Jahr der Bühnen-Absenz endlich wieder aufzutreten, die Absagen treffen uns als Freischaffende natürlich auch monetär. Ich denke, so wird es den meisten Leuten gehen. Und auf der anderen Seite stehen da die Kassiererinnen und Kassierer, das Pflegepersonal (zu dem meine Mutter und Schwester zählen) und LKW-Fahrer (zu denen mein Vater zählt), eben Leute, die ihrer Arbeit nicht von zuhause aus nachgehen können. Es ist gerade für alle eine ungemein merkwürdige und stressige Phase. Man merkt, wie fragil doch diese Vorstellung von Normalität und die vermeintliche Selbstverständlichkeit der Sicherheit ist. Die zwischenmenschliche Dynamik, die die Panik mit sich bringt, besorgt mich zur Zeit mehr als es die Angst vor einer Ansteckung tut.

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Wie nutzt du jetzt die Zeit? Musikmachen oder doch lieber Bingewatching?

Ins Studio wäre ich ab März so oder so gegangen, allzu viel hat sich in meinem Alltag ehrlich gesagt noch nicht verändert, außer, dass ausgerechnet Klopapier zur Mangelware avanciert. Man spürt die allgemeine Unsicherheit und mißtrauische Blicke, wenn man in der U-Bahn husten muss, aber auch vor der Pandemie hab ich meine Zeit größtenteils drinnen verbracht.

Auf welche drei Dinge kannst du zurzeit nicht verzichten?

Desinfektionsmittel, Internet und einen kühlen Kopf.

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Welchen Film und welche Serie und welches Buch empfiehlst du für die Quarantäne-Zeit?

Ich bin ja Wrestling-Fan, da gibt es einen schier unerschöpflichen Fundus und auch tolle Dokus wie zum Beispiel „Dark Side of the Ring“ und „Beyond the Mat“. Ansonsten schaue ich gerade die neue Staffel „Curb Your Enthusiasm“ , „Spawn: The Animated Series“, hänge einfach auf YouTube oder in den Kommentarspalten bei Facebook-Posts der BILD-Zeitung rum und wundere mich über die Verschwörungstheorien. Als True-Crime- und Sekten-Fanatiker kann ich „Morddeutschland“, „Die Spur der Täter“, „Die großen Kriminalfälle“ und die Netflix-Dokus „The Confession Killer“, „Evil Genius“, „Wild, Wild Country“, „Unabomber: In His Own Words“ sowie die Amazon-Prime-Dokus „Waco: The Rules of Engagement“ und „Falling For A Killer“ empfehlen. Die letzten Bücher, die ich gelesen habe, waren „Kachelbads Erbe“ von Hendrik Otremba, „Immortal-Dead Soon III – Maniac 1.000.000 Eigenfikkung“, „Raum in einem Raum“ und „Das Nirvana-Baby“ (alle drei im Korbinian Verlag erschienen) und auch die haben mir allesamt gut gefallen!

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Und die beste Musik für diese Zeit?

Für Musikfans empfehle ich den YouTube-Kanal von Amoeba und deren Format „What’s In My Bag?“ und den Kanal „All Gas No Brakes“. Die letzten neuen Alben, die ich mir angehört habe, waren UNIVERSUM DUO von Odd Couple, UNDERNEATH von Code Orange und CALM WITH HORSES von Blanck Mass — alle toll!